XP-Pen Artist Pro 16TP im Test: Content Creation de Luxe

P-Pen Artist Pro 16TP im Techsonar-Test
XP-Pen Artist Pro 16TP - Verpackung
Das Grafiktablet kommt in einen toll designten Verpackung.

Wenn man öfter in Photoshop oder Illustrator arbeitet, dann kommt sie fast unweigerlich: Die Sehnsucht nach einem Grafiktablet, am liebsten mit Bildschirm. Als uns das brandneue XP-Pen Artist Pro 16TP zum Test in der Techsonar-Redaktion angeboten wurde, mussten wir natürlich zugreifen. Testerin: Sonja Angerer

Wie oft habe ich mir beim Freistellen in Photoshop schon gedacht: Das ginge jetzt mit einem Stift aber besser? Ich habe sogar schon versucht, unser armes, altes iPad mit seinem Zagg Stylus Pro (Test) einzuspannen. Bei größeren Fotos in Druckauflösung ging ihm allerdings – erwartbar – immer sehr schnell die Puste aus. Sogar ein Wacom-Tablet hatte ich deshalb schon mal hier, und es nach zwei Tagen frustriert zurückgeschickt. Entsprechend gespannt war ich auf das Tablet des in Japan gegründeten Herstellers für unseren Praxis-Test.

Die Basics: XP-Pen Artist Pro 16TP im Techsonar-Test

Das XP-Pen Artist Pro 16TP setzt sich im Techsonar-Test mit einem HP-Laptop unter Windows 10 Pro auseinander. Mit im Ring: Ein Komplett-Abo Adobe Creative Cloud.

Das XP-Pen Artist Pro 16TP ist als Profi-Gerät gedacht. Das zeigt schon der Preis: Für das 4K-Display (UHD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln) mit 16 Zoll-LCD-Display werden knapp 900 Euro fällig. Ups.

XP-Pen Artist Pro 16TP Grafiktablet - Test / Kabel
USB-C und HDMI-Kabel sind in der Packung.

In der Schachtel befinden sich neben dem Netzteil mit Wandstecker-Spitzen für diverse Steckdosen-Systeme aus aller Welt ein Stift mit Schachtel plus Ersatzspitzen, ein Reinigungstuch, sowie ein HDMI- und ein USB-C-Kabel. Es gibt außerdem eine Art Halb-Handschuh aus dünnem schwarzen Stoff, über den ich zunächst rätselte. Es soll wohl dafür sorgen, dass man beim Auflegen des Handballens den Bildschirm nicht mit Abdrücken versaut. Eigentlich clever.

Installation des Zeichentablets (PC mit USB-C)

Das Tablet kann man über USB-C oder HDMI an den PC anschließen. Es wird dort als zweiter (oder, in meinen Fall: dritter) Bildschirm mit Touch-Funktion angezeigt. Damit alles richtig funktioniert, muss man allerdings noch den Treiber von der XP-Pen Webseite herunterladen. Im Schnellstart-Guide hatte ich das großzügig überlesen. Ohne Treiber funktioniert das Tablet tatsächlich auch mit Windows Ink, aber nicht sinnvoll in Grafikprogrammen.

Tipp 1:  Bei Laptops mit eher schwachbrüstiger On-Board-Grafikkarte ist es möglich, dass man das Tablet nicht als dritten Bildschirm (HDMI und USB-C) nutzen kann, weil das die Grafikkarte evtl. nicht hergibt.

Tipp 2: Beim HDMI-Stecker handelt es sich um klassisches Full Size. Wer als Laptop nur Mini-HDMI hat, braucht also ggf. einen Adapter oder nutzt USB-C.

XP-Pen Artist Pro 16TP Grafik-Tabet Rückseite
Das Grafiktablet soll flach auf dem Schreibtisch liegen, es gibt keinen rückwärtigen Aufsteller.

Nachdem ich den Treiber für Windows 7/8/10/11 herunterladen hatte und das Tablet mit dem Laptop verbunden, ließ sich der Stift in Adobe Illustrator und Photoshop aber ohne Schwierigkeiten einsetzen. Die Suite für das Tablet gibt es übrigens auch für Macs ab MacOS 10.10, was wir mangels Macbook hier aber nicht testen konnten.

Man kann den Stift zwar auch als Maus konfigurieren (Einstellungen –> Stift und Windows Ink), ich kam damit nicht zurecht. Deshalb behielt ich meine Linkshänder-Maus, und nutzte den Stift nur zum Zeichnen.

Arbeitsplatz und Konfiguration

Zwar kann man via Windows Ink den PC theoretisch auch mit Handschriftenerkennung bedienen. Mir war das zu fehleranfällig, deshalb musste ich mein Wireless Keyboard oberhalb des Tablets positionieren. Man könnte natürlich auch die Laptop-Tastatur nutzen, aber die stand bei mir ungünstig. Spaßeshalber schloss ich auch meinen geliebten Tour Box-Controller an, denn der hat viele tolle Shortcuts und ich nutze sein Scrollrad zu zoomen.

XP-Pen Artist Pro 16TP Test Stift
Der Stift liegt gut in der Hand, Ersatzspitzen sind im Preis inbegriffen.

Beim XP-Pen Artist Pro 16TP kann man zwar auch Touch-Funktion für Pinch & Zoom einstellen, mit war die Stift-Variante aber lieber. Das Ergebnis war dann allerdings ein Arbeitsplatz, der mich ein bisschen an ein Cockpit erinnerte. Und auf dem ein ziemlicher Kabelsalat herrschte. Das allerdings ist bei Profi-Geräten derzeit fast nicht zu verhindern, weil die meisten Wireless-Verbindungen wohl den Anforderungen noch nicht genügen.

Der XP-Pen Stift ist kabel- und batterielos, muss also nicht aufgeladen werden. Auf dem Zeichentablett arbeitet es sich mit ihm sehr angenehm, denn der Bildschirm wirkt in der Kombi sehr „griffig“ und es klackt auch nicht laut. Der Stift ist natürlich neige- und drucksensitiv und kann auch alle PS-Pinsel nutzen.

Arbeiten mit dem XP-Pen Artist Pro 16TP

Im Test musste das XP-Pen Artist Pro 16TP mir bei einer Arbeit helfen, die den meisten Grafikern nicht übermäßig viel Freude macht: Serienmäßiges Freistellen von Bildern meist fragwürdiger Qualität. Was bedeutet: Nachdem die Automatik-Funktion in PS ihren Dienst getan hat, gibt es noch viel nachzuarbeiten.

Hier konnte der Stift seine Stärken so richtig ausspielen. Denn man kann ihn, wie alle PS-Pinsel, auf bis zu ein Pixel reduzieren und so „aus dem Handgelenk“ auch den kleinesten Blitzer einfach wegfräsen. Genial! Allerdings stellte ich schnell fest, dass die Kombi Tablet/ Stift durchaus Einarbeitungszeit benötigt. Denn das Grafiktablett lag bei mir flach auf dem Schreibtisch und zeigte das PS-Fenster an. Weitere Fenster und Anwendungen hatte ich auf den Hauptmonitor verteilt. Da muss man aufpassen, dass man nicht mal falsch klickt.

Zeichen Tablet Illustrator
In Adobe Illustrator malt es sich mit dem Stift sehr angenehm.

Die Rechtsklick-Taste am Stift habe ich übrigens nicht wirklich sinnvoll einsetzen können, den irgendwie… kam ich anfangs immer im falschen Moment drauf. Auch das Arbeiten mit beiden Händen (Maus und Stift) braucht ein bisschen Gewöhnung. In der ersten Stunde habe ich jedenfalls mehr geflucht als gearbeitet. Danach ging es aber immer besser. Und am Abend musste ich zugeben: So schnell war ich bei dieser Aufgabe noch nie. Chapeau!

Nach Feierabend habe ich übrigens noch ein bisschen mit Illustrator gespielt. Gerade wenn man gerne mit Bezier-Kurven arbeitet, ermöglicht der Stift des XP-Pen Artist Pro 16TP sehr schöne weiche Formen, fast wie gemalt. Was natürlich der ganze Zweck ist. Am liebsten hätte ich auf dem Tablet noch Adobe Fresco ausprobiert. Doch die App gibt es bekanntlich nur für Mobilgeräte.

Fazit: Soll ich mir das XP-Pen Artist Pro 16TP kaufen?

Zeichen Tablet Handschuh
Der Halb-Handschuh soll verhindern, dass Abdrücke auf den Bildcchirm geraten.

Mit den XP-Pen Artist Pro 16TP können Grafik-Profis schneller und / oder bequemer arbeiten. Also etwa bei der Bildretusche, oder auch bei Kreativ-Arbeit am Bild. Schön fand ich, dass der Stift wirklich sehr natürlich druckempfindlich reagierte. Das kam bei PS vor allem bei Effekt- und Malereipinseln sehr schön zum Tragen.

Auch für professionelle Digital-Grafik oder Animation ist das Set sicher ziemlich hilfreich. Da relativiert sich dann auch der Preis: Die Alternative Wacom Cintiq Pro 16 kostet immer noch rund 1.400 Euro.

Wer allerdings nur gelegentlich etwa mit Stift und Tablet in der Freizeit malen möchte, bleibt wahrscheinlich erst mal besser beim iPad. Denn wenn man nicht im Workflow drin ist, wird die Sache mühsam. Das ist allerdings bei Profi-Gear aber fast immer so. Das Zeichentablett, auch darauf sollte man hinweisen,  bringt keine eigene Kreativ-Software mit. Ein Adobe-Abo, Corel Draw oder ein anderes Paket kommt also zusätzlich hinzu. Da gilt es dann auch jeweils zu klären, ob die Produkte kompatibel sind.

XP-Pen Artist Pro 16TP Zeichentablet - Test / Schreibtisch
Die Verbindung zum PC erfolgt über HDMI oder USB-C.

Insgesamt: Nach unserem Test finde ich das XP-Pen Artist Pro 16TP ein prima Grafiktablet für professionelle Fotografen und Illustratoren mit Erfahrung in Adobe CC. Natürlich profitieren davon auch grafik-erfahrene Content Creators.  Man kann das Tablet wohl auch mit andren Grafik- oder Zeichen-Programmen wie etwa Corel oder Affinity nutzen. Das habe ich aber nicht ausprobiert.

Auch Prosumer und alle, die sich in digitale Retusche oder ins digitale Zeichnen so richtig reinfuchsen wollen, finden mit dem XP-Pen Artist Pro 16TP eine bezahlbare Alternative mit stabiler Performance und guter Software-Unterstützung am PC. Für alle anderen bietet XP-Pen eine ganze Reihe weiterer Geräte, darunter auch die weitaus günstigere Deco  und Deco Fun-Serie ohne Bildschirm.