Ohne Fehler in mehreren Sprachen beidhändig texten mit der neuen Typewise Tastatur für Android.
Die meisten Menschen heute haben in ihrem Leben nie auf einer Schreibmaschine getippt, aber unsere Tastaturen bilden immer noch das typische Layout ab. Zeit für eine neue Tastatur für Android und iOS. Denn Typewise will das Tippen auf Mobilgeräten endlich auf den kleinen Bildschirm abstimmen. Dabei soll die App auch noch datenschutzkonform sein, denn sie kommt aus der Schweiz. Dort stehen auch die entsprechenden Server. Zeit für einen kleinen Test von Sonja Angerer, und „Spot on“ für unseren neuen Redaktions-Androiden Motorola Edge 20 Pro (Test).
Typewise – die neue Tastatur für Android und iOS: Die Basics
Typewise ist eine App, mit der ein Smartphone eine neue Bildschirm-Tastatur bekommt. Das bedeutet, sie ist eine Alternative zu GBoard und SwiftKey, aber auch dem Standard Apple Keyboard. Denn die Typewise-Tastatur in der aktuellen Version 3.1 ist kompatibel mit
- Android ab 6.0
- iPadOS ab 13.0
- iOS ab 13.0.
Die Basis-Version der App ist dabei kostenlos. Erst in der Pro-Version gibt es aber, was wirklich wichtig ist: Multi-Sprachen-Support sowie die Möglichkeit, umfangreiche Anpassungen vorzunehmen und das Wörterbuch zu pflegen. Die Pro-Version kostet als Jahres-Abo knapp 10 Euro im Jahr, alternativ im Monat knapp 2 Euro. Das Lifetime-Abo der gerade wieder auf der CES mit dem Innovation Award Honoree ausgezeichneten App kostet knapp 25 Euro.
Die Installation auf unseren Referenz-Androiden Motorola Edge 20 Pro unter Android 11 klappte problemlos, ebenso das Upgrade auf die Pro-Version. Auf meinem privaten iPhone konnte ich die Pro-Version nicht ausprobieren, denn bei Betriebssystem-Wechsel muss man eine neue Lizenz kaufen. Nun ja, wie eigentlich immer.
Dein Tastatur-Layout, deine Sache
Bei der Installation kann man auswählen, ob man das patentierte Hexagon-Layout oder lieber doch die bekannte QWERTZ / QWERTY Tastatur behält. Letztere sieht dann aus wie gewohnt, funktioniert aber nach den Typewise-Regeln. Es gibt außerdem diverse Design-Optionen, bis hin zu einer Neon-Konsole, die verdächtig nach Gamer-Tastatur aussieht. Außerdem kann man Details wie Schriftgröße und Empfindlichkeit einstellen.
Ziemlich cool ist die Möglichkeit, weitere Sprachen hinzuzufügen. Hier gibt es derzeit 40, die unterstützt werden, inklusive Schweizerdeutsch (!). Man kann auf der Typewise Tastatur zwischen den gewählten Sprachen umschalten, aber die KI der App macht bei der Worterkennung nicht nur Vorschläge in der gerade gewählten, sondern auch der Zweit- oder Drittsprache. Das ist ziemlich praktisch, vor allem, wenn man regelmäßig in mehr als einer Sprache textet.
Die Typewise-Tastatur für Android und iOS im Alltag
Nachdem ich die Tastatur eingerichtet habe, mache ich mich gleich ans Tippen – und bin binnen Minuten so frustriert, dass ich die App gleich wieder löschen will. Also zurück und Tutorial anschauen. Das Tutorial erklärt einem nämlich die diversen Wisch- und Drückgesten. Man sollte sie mit beiden Daumen ausführen, weshalb es auch zwei Leerzeichen-Tasten gibt. Da ich das Motorola Edge 20 Pro mit seinem 6,7-Zoll-Display ohnehin mit zwei Händen halten muss, gar kein Problem.
Wer beim Tippen auf dem Smartphone mit dem „Vogel Sturzflug“-System mit einem Finger tippt, und mit Wisch- oder Drückgesten auf Kriegsfuß steht, wird übrigens an der Typewise Tastatur für Android kaum Freude haben. Denn gerade Sondertasten sind mit bis zu vier Buchstaben bzw. Zeichen belegt. Um an sie heranzukommen, muss man:
- Kurz Drücken
- Drücken und halten
- Wischen
- Wischen und seitlich
Geduld ist gefragt
Um es kurz zu sagen: Ich habe mir das Tutorial öfter angeschaut. Das hat mehrere Kapitel, aber man kann zwischen ihnen nicht springen. Und dann das eingebaute Lernspiel gespielt. Das ist zwar ganz lustig mit der Rakete, aber ich habe immer noch nicht richtig – und vor allem nicht schneller oder mit weniger Fehler – getippt. Das kam wirklich erst nach ein paar Tagen. Übrigens: in der Quer-Ansicht kam ich bis zum Schluss nicht zurecht. Um sich da einzugewöhnen muss man, glaube ich, sehr nerdig sein.
Ehrlicherweise warnt die App: Man muss als Umgewöhnungszeit auf die Hexagon-Tastatur etwa eine Woche rechnen. Tatsächlich wurde es bei mir nach ein paar Tagen wirklich besser. Allein mit Umlauten und lateinischen Sonderbuchstaben wie dem polnischen „Ł“ blieben die Probleme bestehen.
Denn man erreicht sie nur mit der entsprechenden Tastatur-Einstellung. Also Umlaute im Deutschen, das „Ñ“ mit spanischer Voreinstellung, etc. Das ist in IOS besser gelöst, wo man mit Wischen gleich die ganze Palette von lateinischen Sonderbuchstaben für diverse Sprachen angezeigt bekommt.
Gut gefallen haben mir dagegen die Großschreibung (nach oben Wischen) sowie die Lösch-Funktion: Dafür muss man nämlich nur auf dem Keyboard nach links wischen. Und wenn man zu weit gelöscht hat, einfach ein Stück nach rechts, und alles ist wieder da. Sehr praktisch.
Je länger man tippt, desto mehr lernt übrigens die App. Dadurch geht das tippen dann wirklich viel schneller, weil die KI schon vorher zu wissen scheint, was man schreiben will. Laut Hersteller wurde der Software auf Datensparsamkeit Wert gelegt. Die Verbesserungsvorschläge von Typewise landen also nicht gleich noch bei diversen Werbepartnern. Damit unterscheidet sich die Tastatur von diversen Alternativen für Android. Für ganz Vorsichtige gibt es außerdem eine Offline-Version und Internet-Zugriff.
Soll ich mir die Typewise-Tastatur auf meinem Android installieren?
Wer sich fragt, ob es nicht bessere On-Screen-Tastaturen für Android oder iOS gibt als die Vorinstallierten, der darf Typewise gerne mal einem Test unterziehen. Allerdings sprechen einige der Bewertungen in den Stores auch davon, dass eine Reihe Nutzern mit der Kernkurve eher überfordert und frustriert waren.
In der Basis-Funktion bietet mir die App zu wenig, als dass sich ein Umstieg lohnen würde. In der Pro-Variante macht Typewise dagegen durchaus viele Spaß, vor allem, wenn man mehrsprachig tippt. Die zehn Euro im Jahr und die Eingewöhnungszeit sollte einem das dann aber schon Wert sein.