Motorola Edge 20 Pro im Test: Großartig oder Großmaul?

Motorola Edge 20 Pro im Test
Motorola Edge 20 Pro Test - Packaging
Das Motorola Edge 20 Pro kommt mit 30-Watt-Ladegerät.

Das Motorola Edge 20 Pro im Test ist das Flaggschiff-Gerät der aktuellen Edge-Serie des Herstellers. Es soll nicht nur als Mobilgerät eine gute Figur machen, sondern auch als Computer-Ersatz tauglich sein. Das muss ich mir mal im Alltag anschauen. Testerin: Sonja Angerer

Motorola Edge 20 Pro: Die Test Basics

Für den Test bekommt das Motorola Edge 20 Pro für eine Woche den Job als mein „Daily Driver“. Es ist also, kurz gesagt, das Phone mit dem ich mein Leben organisiere. Und es darf in dieser Funktion sogar mit auf einen der inzwischen selteneren Geschäftsreisen.

Motorola Edge 20 Pro Test - Testfoto
Tolles Testfoto: Heiliger Berg über Heidelberg (Michaelskloster).

Mit seinem 6,7-Zoll OLED-Display mit Gorilla Glas 5 und dem 3D-Rücken aus Glass macht das Gerät auch im geschäftlichen Umfeld ein gute Figur. Unser 190 g schweres Testmodell kam in Midnight Blue, einem sehr dunklen Blau, und mit 256 GB Speicher sowie 12 GB RAM. Je nach Markt und Modellvariante gibt es das Motorola Edge 20 Pro auch mit 128 GB ROM und 6 oder 8 GB RAM. Hier lohnt sich aber immer das größere Modell, denn leider hat man sich den SD-Kartenschacht bei diesem Modell gespart.

Das Smartphone wird unter Android 11 ausgeliefert, der Hersteller kombiniert dazu wie beim Serien-Geschwisterchen Motorola Edge 20 Lite (Foto-Shootout) seine MyUX-Oberfläche. Das aktuellste Sicherheits-Update ist zum Testzeitpunkt Anfang November beim 1. September 2021.  UPDATE: am 10. Mai 2022 wurde das Motorola Edge 20 Pro OTA problemlos auf Android 12 aktualisiert. Das aktuelle Android-Sicherheits-Update ist Stand Mai der 1. März 2022.

Motorola Edge 20 Pro Test - Dual SIM
Das Motorola Edge 20 Pro im Test bietet Dual SIM,

Unter der Haube tuckert ein Qualcomm Snapdragon 870. Er gilt als Oberklasse- SoC, den man auch in Tablets einbauen kann. Das System unterstützt Wifi 6 sowie 5G-Mobilfunk, außerdem Bluetooth 5.2. Die Grafik-Engine Adreno 650 unterstützt Bildwiederholungsfrequenzen bis 144 Hz. Im Gerät sorgt eine KI dafür, dass die für die Anwendung am besten geeignete Aktualisierungsrate automatisch gewählt wird. Das ist beispielsweise beim Gamen praktisch.

Man kann beim Motorola Edge 20 Pro auch dauerhaft 144 Hz einstellen. Allerdings belastet das dann den 4.500 mAh-Akku doch sehr. Im KI-Modus hält der sonst nämlich locker eine XXL-Tag (mit einer SIM, guter Empfang) durch.

Handhabung während des Testzeitraums

Motorola Edge 20 Pro Test - Testfoto
Porträt-Modus im Luisengarten Mannheim.

Das Motorola Edge 20 Pro lädt mit USB-C bis 30 Watt super-schnell, ein entsprechende Netzteil liegt bei. Trotz Glasrücken wird drahtloses Laden nach Qi-Standard nicht unterstützt, was ich sehr schade finde. Allerdings ist der Rücken auch dank des großen, ca. 1 mm hochstehenden Kamera-Areals so wackelig, das das vermutlich ohnehin nicht gut funktioniert hätte.

Generell muss man beim Edge 20 Pro etwas aufpassen. Ohne ein Snap-on Case ist es sehr glitschig, und rutscht etwa auch leicht von Sofakanten. Obwohl das Smartphone 163 x 76 x 7,99 mm nicht wirklich groß ist, konnte ich es nicht mehr einhändig bedienen. Mit IP52 ist das Gerät staub- und tropfwassergeschützt. Insgesamt würde ich es deshalb eher Leuten empfehlen, die nicht in schmutziger, nasser oder hektischer Umgebung tätig sind. Ansonsten ist eine gute Schutzhülle Pflicht.

Ready for Kabel
Motorola liefert das Ready-for-Kabel mit.

Das Display mit 2.400 x 1.080 Pixeln reagiert flüssig und ist auch schön hell. Lediglich bei direktem Sonnenlicht wünscht man sich noch einen Ticken mehr. Wie die meisten höherklassigen Smartphones hat auch das Motorola Edge beim Edge 20 Pro keinen Kopfhörer-Ausgang mehr. Im Test nutzte ich deshalb die Soundcore Liberty 3 Pro ANC Kopfhörer (Test) und fand den Sound sehr ansprechend. Der Smartphone-Lautsprecher (Mono) unten beeindruckte mich hingegen nicht so sehr. Allerdings macht das in meinem Leben auch kaum einen Unterschied, denn wenn ich wirklich Musik einmal laut hören will, kopple ich das Phone an einen BT-Lautsprecher – oder einfach mein Küchenradio.

Foto-Test mit dem Motorola Edge 20 Pro

Die Rückenkamera (Standbild) ist mir persönlich wesentlich wichtiger als die Selfie-Cam oder Video. Deshalb war ich gespannt, wie die Bilder von meinem Trip nach Mannheim und Heidelberg wohl so gelungen sind. Um es kurz zu machen: Bei gutem Wetter waren die Ergebnisse sehr, sehr ansprechend. Das ist auch kein Wunder, denn die Dreier-Cam ist ziemlich eindrucksvoll mit bis zu 108 Megapixeln für die Hauptkamera, 16 MP Ultrawide und Macro-Linse.

Motorola Edge 20 Pro Test - Zoom
Zoom 5x bzw. 20-fach beim Motorola Edge 20 Pro.

Außerdem werden optische Bildstabilisierung sowie fünffacher optischer Zoom geboten. Den kann man mit „Super-Zoom“ auf bis zu 50-fach aufziehen. Allerdings war dieser bei mir nur ganz selten im Einsatz. Denn es wackelt höllisch bei so einem hohen Zoomfaktor. Das kennt man auch von starken Ferngläsern. Ich fand beim Digitalzoom aber auch die Bildqualität nicht mehr berauschend. Die hochgerechneten Details wirken fast ein bisschen comichaft.

Bei den Nachtfotos ergab sich je nach Motiv ziemlich viel Rauschen, auch im Nachtmodus. Das war zwar zu erwarten, im Vergleich zum iPhone 12 (Test) sieht man aber auch den Qualitätssprung. Insgesamt fand ich die Rückenkamera aber schon ziemlich gut für ein Phone dieser Preisklasse, und definitiv erheblich besser als beim Motorola Edge 20 Lite.

Ready-for-Modus mit dem Motorola Edge 20 Pro

Motorola Edge 20 Pro Test - Ready-for-Kabel 2
Das Ready-for-Kabel im Test hat einen zusätzlichen USB-C-Eingang.

Das Motorola Edge 20 Pro kommt mit einem USB-C-auf HDMI-Kabel. Denn das Gerät bietet einen Desktop-Modus. Das bedeutet, man kann es per Kabel mit jedem Monitor oder TV mit HDMI-Eingang verbinden. Die Oberfläche, die sich dann ergibt, ist ein bisschen Chromebook-mäßig. Sie ist in die vier Bereiche „Mobiler Desktop“, „TV“, „Spiel“ und „Videochat“ unterteilt.

Ready-for Startschirm
Der „Ready-for“-Startschirm auf Smartphone und Monitor.

Man kann also entsprechend auf dem Phone installiert Apps in dem Bereich auch auf dem großen Screen nutzen. Das Smartphone am Kabel wird dann zum Touchpad. Einen Controller bzw. Maus und Tastatur soll man noch zusätzlich per Bluetooth anbinden könne. Das konnte ich mangels passenden Geräten allerdings nicht testen.

Insgesamt wäre „Ready for“ eigentlich eine ganz gute Alternative für unterwegs. Die meisten Hotel-TVs haben ja heute HDMI. Allerdings hat der Desktop-Modus im Hotel bei mir nicht geklappt. Ich vermute, dass dies am TV-Gerät lag, denn Gastro-Geräte sind oft gesperrt, so dass man keine Konsolen oder Ähnliches anstecken kann. Denn am Büro-Monitor klappte es mit „Ready for“ ausgezeichnet, obwohl der schon recht altertümlich ist.

Das Motorola Edge 20 Pro wird im „Ready for”-Modus relative warm und verbraucht satt Akku. Deshalb ist im mitgelieferten HDMI-Kabel noch ein USB-C-Eingang, mit dem man ein zusätzliches Netzkabel anstecken kann. Dann lädt das Smartphone beim Gebrauch nach.

Soll ich mir das Motorola Edge 20 Pro kaufen?

Ready for Desktop
Der Desktop auf dem Monitor im Ready-for-Modus.

In unserer kurzen Zeit zusammen habe ich das Motorola Edge 20 Pro aus dem Test recht  liebgewonnen. Denn es zeigte sich zuverlässig, machte sehr ordentliche Fotos und sieht mit seinem schimmernden Glasrücken sehr gut aus. Alltägliche Aufgaben wie Social Media, Job-E-Mails, Fahrkarten CovPass, etc. erledigt es sehr gut. Auch beim Spielen macht es dank Gametime-Modus und 144 Hz richtig Laune.

Motorola Edge 20 Pro Test - Alltagstauglich
Alltagstauglich: Das Motorola Edge 20 Pro im Test.

Als Minuspunkte sehe ich die fehlende Option zum drahtlos Laden, denn darauf stehe ich sehr. In der Preisklasse sollte das schon drin sein. Die „Ready for“-Option erwies sich für mich im echten Leben als nicht so nützlich wie erhofft, ich werde also wohl auch weiterhin den Laptop mitnehmen müssen.

Beim Gehäuse hätte ich mir eine etwas weniger rutschige Version gewünscht. Immerhin ist das Gerät selbst ziemlich stabil. Denn innerhalb der Testzeit hat das Gerät ganz ohne Schutzhülle nicht den kleinsten Kratzer bekommen. Insgesamt würde ich sagen, das Motorola Edge 20 Pro ist das richtige Smartphone für Leute, die ein solides (obere) Mittelklasse-Phone suchen, das im Alltag tut was es soll und dabei auch noch sehr gut aussieht 😊 Es kostet über Amazon (Affiliate Link) knapp 700 Euro.