Hörgeräte mit Bluetooth: Per App zum modernen Hörerlebnis

Hörgeräte mit Bluetooth
Signia Styletto AX Hörgerät mit Bluetooth
Das Signia Styletto AX Hörgerät mit Bluetooth erinnert an Tree Wireless Headphones und kommt wie diese auch mit Lade-Case.

Wenn das Gehör nicht mehr richtig mitspielt, gibt es Hilfe: Hörgeräte mit Bluetooth machen den Alltag bequemer und sicherer.

Hörverlust kann schon in jungen Jahren ein Problem sein, beispielsweise durch einen lauten Arbeitsplatz, oder auch einen Unfall. Glücklicherweise bieten moderne Hörhilfen mit App heute jede Möglichkeit, praktisch ohne Einschränkungen am Leben teilzunehmen.

In diesem Artikel erkläre ich

  • Welche Hörgeräte mit Bluetooth es gibt, was können und was sie kosten
  • Wie man Bluetooth-Hörgeräte an Android- und iOS-Smartphones koppelt
  • Wieviel Krankenkassen für Bluetooth-Hörhilfen bezahlen

Hörgeräte mit Bluetooth: von einfach bis edel

Bluetooth ist die modernste Möglichkeit, Telefongespräche und Musik vom Smartphone direkt an ein Hörgerät zu übertragen. Sehr viele aktuelle Hörhilfen haben die BT-Funktion bereits eingebaut.

Bei älteren oder einfachen Modellen kann wird allerdings oft zusätzlich ein Streamer benötigt. Die kleinen Kästchen oder Anhänger kosten je nach Modell etwa 200 Euro. Sie verbinden kompatible Telefone und Smartphones, aber auch ältere Fernseher und Radios mit dem Hörgerät. Dadurch wird die Audiospur direkt ins Ohr geleitet.

Bei hochwertigeren Hörgeräten braucht man für Smartphones und bluetooth-fähige Geräte keinen Streamer mehr. Bei iPhones und Android-Smartphone kann man kompatible Hörhilfen dann direkt in den Einstellungen des Smartphones koppeln. Der Hörgerätehersteller Oticon bietet etwa in seiner Opn-Serie entsprechende Modelle an.

Premium-Klasse-Modelle wie etwa Signia-Hörgeräte kommen mit einer zusätzlichen App für iOS und Android. Über die App kann man beispielsweise verschiedene Hörprogramme aktivieren, Lautstärke oder Richtung anpassen oder verlorene Hörgeräte tracken. Die Signia-App für Android und iOS zeigt bei Modellen der Reihe AX außerdem Schritte und Aktivität an. Auch das Signia Streaming-System Streamline TV für Fernseher ohne Bluetooth-Funktion lässt sich über die App steuern.

Hörgeräte mit Bluetooth mit Smartphones koppeln

Hörgeräte mit eingebauter Bluetooth-Unterstützung kann man unkompliziert mit Android- und iOS-Smartphones koppeln.

BT-Hörgerät mit iPhone (iPad, iPod Touch) koppeln

Hörgeräte mit Bluetooth - iOS
iOS hat die Unterstützung für MFI-Hörgeräte mit Bluetooth bereits eingebaut.

Apple unterstützt über die Bedienungshilfen-Einstellung im Betriebssystem für iPhone, iPad und iPod Touch eine große Anzahl an MFI (Made for iPhone)-Hörhilfen. Die Bedienung der Hörhilfen kann dann direkt über den Sperrbildschirm erfolgen. Man benötigt deshalb also nicht unbedingt eine spezielle App. Der Kopplungsvorgang mit einer MFI-Hörhilfe mit dem iPhone ist sehr einfach:

  • Batteriedeckel des Hörgeräts öffnen
  • Bluetooth auf dem Mobilgerät einschalten (Einstellungen –> Bluetooth)
  • Bedienungshilfen im Mobilgerät aktivieren: Einstellungen –> Bedienungshilfen –> Hörhilfen
  • Batteriedeckel des / der Hörgeräte schließen
  • Binnen ca. 60 Sekunden wird das Hörgerät unter MFI-Hörhilfen angezeigt und kann gekoppelt werden
  • Ein Häkchen neben den Geräten zeigt an, dass die Kopplung erfolgreich war.

Android-Smartphone mit einem Hörgerät koppeln

Die Android-Plattform ist ziemlich zersplittert. Erst ab der neuesten Version 13 bieten manche Smartphone-Modelle eine direkte Unterstützung über die Einstellungen im Betriebssystem an. Google stellt für seine Pixel-Serie ein Kompatibilitätsliste für Hörhilfen zur Verfügung.

Hörsystem und Android Smartphone müssen für Audio-Streaming nach dem ASHA-Standard unterstützen. Die Kopplung selbst ist bei Mobilgeräten bis Android 12 analog zur Kopplung mit anderen Bluetooth-Geräten wie Lautsprechern oder True Wireless Kopfhörern (Kaufberatung):

  • Batteriedeckel des Hörgeräts öffnen
  • Einstellungen öffnen –> Neues Gerät koppeln
  • Batteriedeckel des / der Hörgeräte schließen

Bis Android 12 stehen in den Einstellungen keine komfortablen Einstellungs- und Steuerungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hersteller wie Oticon bieten daher eine Android-App für ihre Hörgeräte mit Bluetooth an.

Bezahlen gesetzliche Krankenkassen Bluetooth-Hörgeräte?

Gesetzliche Krankenkassen bezahlen bei ärztlich festgestelltem, verminderten Hörvermögen für ein Hörgerät ca. 800 Euro für ein, und ca. 1.500 Euro für Hörhilfen für beide Ohren. Ein HNO- oder Allgemeinarzt muss dazu ein Rezept ausstellen. Mit dem Rezept kann man sich online oder beim Hörgeräte-Akustiker ein Hörgerät anpassen lassen. Als Nutzungsdauer sehen die Gesetzlichen sechs Jahre vor.

In der Regel sind zuzahlungsfreie Hörhilfen heute nicht mit einer Bluetooth-Funktion für die Kopplung an ein Smartphone ausgestattet. Denn hier werden pro Gerät ab ca. 1.500 Euro fällig. Premium-Hörhilfen mit Bluetooth können pro Stück auch mehr als 2.500 Euro kosten. Den Aufpreis müssen Versicherte selbst tragen. Man kann ihn allerdings ggf. bei der Einkommenssteuer geltend machen.

Bei Privatversicherten sowie Mitgliedern von Zusatzversicherungen hängt der Krankenkassen-Zuschuss ganz vom Tarif ab.

Fazit: Hörhilfe mit Bluetooth schenken Lebensqualität

Hochwertige Hörgeräte mit Bluetooth sind heute noch relativ kostspielig. Deshalb bieten Hörgeräteakustiker teilweise auch Finanzierungsmöglichkeiten an. Die Vorteile von Hörhilfen mit Bluetooth-Unterstützung sind aber erheblich. So kann man beispielsweise Musik, TV und Kino direkt streamen, und benötigt deshalb keinen Kopfhörer mehr.

Auch Telefongespräche werden mit BT-Hörhilfen deutlich bequemer. Apple bietet sogar die Möglichkeit, das Bluetooth-Streaming auf das Hörgerät auf alle unter einer Apple-ID vereinigten Geräte auszudehnen. Man kann also wie bei Apple AirPods vom Macbook zum iPhone oder iPad wechseln. Nachteil: das funktioniert nur bei MFI-Hörgeräten.

Android-Smartphones bringen bis zur Version 12 noch keine direkte Unterstützung für Hörhilfen mit. Deshalb muss für bequemes Bluetooth-Streaming direkt zum Hörgerät in der Regel eine Hersteller-App installiert werden. Hier ist es sinnvoll, sich beim Hörgeräte-Akustiker zu informieren, ob das eigene Smartphone auch kompatibel ist.