Licht – Bild – Experiment: Buch enthüllt erste Fotografie Deutschlands in München

Buch Licht – Bild – Experiment

In den Archiven des Deutschen Museum in München lagern die ältesten fotografischen Aufnahmen aus Deutschland. Cornelia Kemp hat die Bilder für ihr Buch „Licht – Bild – Experiment“ vier Jahre lang akribisch untersucht. Dabei fand sie heraus, dass von Kobells erstes Negativ auf Salzpapier bereits auf März 1837 datiert. Bislang war man davon ausgegangen, dass Aufnahmen von Karl August von Steinheil und Franz von Kobell aus dem Jahr 1839 die frühersten Zeugnisse aus den Pioniertagen der Fotografie in Deutschland sind.

Lieber Dichter als Fotograf

Im gleichen Jahr machte Louis Jacques Mandé Daguerre seine Erfindung in Paris öffentlich. Die Daguerreotypie wurde schnell sehr bekannt. Das lag auch daran, weil es praktisch von Anfang an Kameras zu kaufen gab. 1839 gilt daher als Geburtsjahr der Fotografie. Tatsächlich aber haben Nicéphore Niépce und Daguerre seit Mitte der 1820er Jahr mit Kameras experimentiert. Die Forschungen von Cornelia Kemp bedeuten daher nicht, dass die Geschichte der Fotografie komplett neu geschrieben werden muss. Wohl aber zeigen sie, dass auch in München ein sehr früher Pionier der Fotografie zuhause war. Von Kobell stammte aus einer bekannten Malerdynastie. So ist wohl zu erklären, dass er nicht zum „Vater der deutschen Fotografie“ wurde. Sondern sich ab ca. 1840 verstärkt der Dichtung zuwandte. Er schrieb 1871 den „Brandner Kaspar“. Der Roman wurde mehrfach fürs Theater adaptiert und verfilmt und gilt inzwischen als bayerisches Volksgut.

Licht – Bild – Experiment: Buch zur fotografischen Frühgeschichte in Deutschland

Auf dem Cover des Buchs  „Licht – Bild – Experiment“. Franz von Kobell, Carl August Steinheil und die Erfindung der Fotografie in München findet man die Aufnahme der Frauentürme von 1837. Auf 351 Seiten erzählt Kemp darin die Frühgeschichte der Fotografie mit einer ungeheuren Detailtiefe. Damit ist die Publikation, der 36. Band aus der Reihe „Deutsches Museum. Abhandlungen und Berichte“ für Fachleute eine unverzichtbare Quelle. Aber eigentlich sollte jeder, der sich für frühe Fotografie interessiert, zumindest einmal darin geschmökert haben. Das Buch kostet 36 Euro. Man kann es über die ISBN-Nummer 978-3-8353-5557-6 in jeder Buchhandlung bestellen. Alternativ lässt es sich auch direkt über den Verlag erwerben.

Über Sonja Angerer 1078 Artikel
Fachautorin und Redakteur. Bei Techsonar vor allem zuständig für die Bereiche Smartphone, Smart Home und Gadgets. Mit viel Erfahrung in Fachmagazinen, u.a Macwelt, Digifoto, Sign Pro Europe, Large Format und Fespa.com.