An der Kasse sieht man es immer öfter: Menschen bezahlen kontaktlos mit dem Handy, manchmal auch einer Smart Watch. Mit Paycelet One bekommt die Sache noch einmal neuen Schwung. Denn das Bezahlarmband sieht nicht nur dezent und schick aus. Es funktioniert auch ganz ohne Batterie. Test: Sonja Angerer
Was ist Paycelet?
Das Paycelet One Bezahlarmband wird von einem Start-up aus Gräfelfing bei München hergestellt. Es besteht aus einem Keramik-Verschluss, indem ein sehr kleiner passiver NFC-Chip mit Antenne verbaut wurde. Im Grund ist also im Paycelet One also ein ähnlicher Chip wie in modernen Kredit- oder Debitkarten.
Das Armband selbst ist aus Segeltau. Dieses wird aus recycelten PET-Flaschen gefertigt, die in Europa gesammelt, aufbereitet und zu Seilen verarbeitet werden. Die Armbänder werden in Portugal handgefertigt. Es gibt sie in sieben Größen von XXS bis XXL. Wer ein Paycelet Set bestellt, hat die Wahl zwischen verschiedenen Armband-Farben, sowie dem Chip in Matt oder in Glänzend. Außerdem lassen sich weitere Armband-Farben dazukaufen. Das Paycelet One Starter-Set kostet derzeit direkt beim Hersteller knapp 110 Euro.
Wie bezahlt man kontaktlos mit dem Paycelet One?
Zum Bezahlen muss der Chip mit einer Kredit- oder Debitkarte verbunden werden. Das passiert über den Anbieter Fidesmo Pay. Dieser unterstützt auch eine ganze Anzahl weiterer Bezahl-Gadgets, etwa Schlüsselanhänger, Ringe oder Kugelschreiber.
In Deutschland arbeiten mit Fidesmo allerdings erste wenige Banken direkt zusammen. Das führt dazu, dass man sich die Unterstützung von zwei Finanz-Dienstleistern gesucht hat.
- Curve ist ein Dienst, mit dem man seine bestehenden Kreditkarten in einer App zu einer virtuellen Kreditkarte zusammenfassen kann. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in London.
- Die Vimpay App entstand aus einer Kooperation von PetaFuel und PayCenter mit Sitz in Deutschland. In der Multibank-App kann man unter anderem ein Girokonto und virtuelle Prepaid-Kreditkarten anlegen. Für den Test habe ich mir einen Vimpay-Account geholt. Er ist in der Basis-Stufe kostenlos, wer mehr als 150 Euro Guthaben aufladen will, benötigt die Lite-Funktion für 10 Euro.
Bezahl-Apps und Kreditkarten
Zur Nutzung ein Paycelet One Bezahlarmbandes benötigt man also in der Regel zwei Apps, und zwar Fidesmo sowie entweder Curve oder Vimpay. Paycelet hat zur Nutzung der Apps verschiedene, sehr ausführliche Anleitungsvideos gedreht. Die Apps gibt es für Android und iOS.
Denn damit man mit dem Paycelet One bezahlen kann, müssen zunächst die verschlüsselten Bezahldaten auf den Chip gespielt werden. Das passiert, indem man beim Bestellen des Bezahlarmbandes die Daten seiner unterstützten Kreditkarte, die virtuelle Curve-Keditkarte oder die VimPay Prepaid Kreditkarte in einem gesicherte Formular angibt. Das Paycelet kommt also mit den Benutzerdaten vorgeladen an. Es muss danach nur noch in der Fidesmo App aktiviert werden. Dazu scanne ich einen QR-Code, ich mit dem Lieferschein erhalte.
Alternativ kann das Bezahl-Armband auch in der Fidesmo-App aktiviert werden, indem man es an den NFC-Reader / Schreiber eines iPhone oder Android Smartphones hält.
Alltag: kontaktlos bezahlen mit dem Paycelet One
Den Alltag mit dem Paycelet Armband finde ich bemerkenswert bequem. Ob im Kaffeeladen oder im Supermarkt, ich halte das Armband an jedes Bezahlterminal, das auch kontaktlose Bezahlung via Debit- oder Kreditkarte anbietet.
Diese gibt es inzwischen bei allen großen Ketten. Auch die Zahlung über iPad-basierte Kassensysteme wie SumUp klappte im Alltagstest ohne Schwierigkeiten. Anders als etwa eine Apple Watch oder Samsung Watch muss ich das Paycelet One allerdings direkt auf das Lesegerät legen, damit abgebucht werden kann. Das liegt daran, das Smartphones und Smart Watches einen aktiven, also mit Strom versorgten NFC-Chip nutzen. Diese haben eine größere Übertragungsreichweite. Der Paycelet Chip ist passiv, reagiert also nur auf das Bezahlterminal.
Das Smartphone, auf dem man die Paycelet-Einstellungen vornehmen oder die Bezahl-App verwaltet, muss zum Bezahlen nicht in der Nähe sein.
Weil man den Karten-Chip so nah an das Lesegerät halten muss, ist es sinnvoll, das Armband so groß zu wählen, dass man es leicht am Handgelenk verschieben kann. Dadurch kommt man leichter an die Kontaktstelle am Lesegerät. Denn dies ist meist auf dem Bildschirm des Bezahlterminals, manchmal aber auch seitlich oder oben. Bei der Bestellung des Bezahlarmbandes bei Paycelet kann man die gewünschte Länge deshalb angeben.
TIPP: Zum am eigenen Handgelenk gemessenen Wert unbedingt noch ein, zwei Zentimeter draufschlagen, so lässt sich das Band bequemer nutzen.
Sport mit Bezahlarmband
Das Paycelet One hat keine sichtbaren Öffnungen oder Anschlüsse, und kann deshalb zum Baden, Duschen oder Bahnenschwimmen am Handgelenk bleiben. Allerdings sollte man es laut Hersteller ablegen, wenn man etwa Wasserskifahren, Gerätetauchen oder von Zehnmeterbrett hüpfen möchte.
Weil es so klein und leicht ist, kann man das Paycelet One rund um die Uhr tragen, auch beim Sport oder wenn man schlafen geht. Anders als Fitness-Bänder oder Smart Watches zeichnet der Chip aber keine Gesundheitsdaten auf.
Sicherheit beim Bezahlen mit Paycelet
Wenn man es verliert, können unehrliche Finder mit dem Paycelet kleinere Summen kontaktlos bezahlen. Abhängig von den Einstellungen am Bezahlterminal, wird meist erst ab 50 Euro die PIN der hinterlegten Kreditkarte fällig. Das entspricht weitgehend dem, was man auch von der Zahlung mit Plastikkarten kennt.
Wenn das Bezahlarmband abgängig ist, sollte man die hinterlegte Karte über die App des Zahlungsanbieters sofort sperren oder temporär abschalten. Im Test mit Vimpay und der Schlummerfunktion konnte ich die Bezahlfunktion tatsächlich binnen Minuten deaktivieren und wiederherstellen.
Grundsätzlich ist das Verlust-Risiko bei einer Prepaid-Kreditkarte geringer als einer Bezahlkarte mit hohem Limit. Denn Prepaid-Karten lassen sich praktisch nicht überziehen. Während des Bezahlvorgangs selbst sind die Bezahldaten übrigens sehr sicher, denn sie werden verschlüsselt übertragen. Vimpay erlaubt es, die Karte nur für bestimmte Länder der Welt freizuschalten, etwa im Inland.
Für wen eignet sich kontaktloses Bezahlen mit Paycelet?
Das Paycelet One ist für alle praktisch, die gerne mal ohne Geldbeutel aus dem Haus gehen. Das Armband ist unauffällig, stylisch, bequem und hält sehr gut am Arm. Theoretisch kann man also allein mit einem Paycelet in die Clubnacht starten, und muss nicht einmal ein Smartphone mitnehmen.
Auch wer gerne ins Freibad oder zum Mountain-Biken geht, hat an dem Bezahlarmband seine Freude. Überhaupt leiste Paycelet überall dort, wo man keine teure Elektronik dabeihaben will, gute Dienste. Unterwegs noch eine Fahrkarte oder einen Snack kaufen ist mit dem Bezahlarmband kein Problem mehr.
Für Festivals und Events ist Paycelet One ebenfalls ein prima Idee. Allerdings funktionieren sie nur dort, wo der Veranstalter kein eigenes Bezahlbändchen exklusiv unterstützt.
Weil Bezahlarmbänder noch nicht so bekannt sind, ist das Diebstahlrisiko recht gering. Im Trubel einer vollen Fußgängerzone musste ich im Test nicht das Portemonnaie zücken, um eine Kleinigkeit zu bezahlen. Das macht das Paycelet One auch im Urlaub praktisch und erschwert Taschendieben und Räubern das Leben.
Alle können kontaktlos zahlen
Eine gute Idee können Armbänder zum kontaktlosen Bezahlen wie Paycelet auch für Menschen sein, die mit Bargeld noch nicht oder nicht mehr so gut umgehen können. Also etwa Grundschulkinder, denen man ein wöchentliches Taschengeld auf die Prepaid Karte auf dem Band lädt. Oder ältere oder eingeschränkte Menschen, die mit einem Bezahlarmband ein Stück Autonomie zurückerhalten.
Sogar als „Notfallgeld“ zu Reisen eignet sich das Paycelet-Armband. Denn man kann etwa mit einer Vimpay-Kreditkarte auch am Automaten Geld abheben. Ich bin begeistert. Unbedingt ausprobieren!
UPDATE: 6 Monate kontaktlos bezahlen mit dem Paycelet-Band
Nach knapp 6 Monaten mit dem Paycelet-Band stellt sich bei mir ein bisschen Ernüchterung ein. Einerseits gab es in dem Zeitraum nur ein, zwei mal Probleme mit der Akzeptanz beim kontaktlos bezahlen. Aber jede Menge netter Gespräche an der Kasse. Ich habe so vielen Menschen ein Paycelet empfohlen, dass ich mir wie ein Produktverkäufer vorkam. Andererseits bemerke ich nach etwa 4 Monaten, dass am Rand der Keramik-Schließe des Paycelet ein Stück abgeplatzt ist. Keine Ahnung, wie es dazu kam, aber seitdem traue ich mich nicht mehr, das Paycelet beim Schwimmen anzubehalten. Denn es ist dadurch nicht mehr sicher wasserfest.
Vor einigen Tagen ist dann auch noch das Sail Rope-Armband an der Nahtstelle auseinandergegangen. Wie schon bei der beschädigten Keramik gibt es kein Ereignis, das ich als Grund festmachen kann. Dass Band fiel einfach von meinem Arm, glücklicherweise in der Wohnung. Zwar kann man Bänder nachbestellen, aber bei knapp 40 Euro pro Stück erwarte ich schon ein etwas bessere Haltbarkeit. Ich halte das Bezahl-Armband zwar immer noch für ein tolles Produkt. Aber ich denke auch, dass die Qualitätssicherung noch verbessert werden müsste.
Text: Sonja Angerer
TRANSPARENZHINWEIS: Das Testmuster wurde uns von Paycelet zur Verfügung gestellt.
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