Das Huawei Mate 10 Pro gilt als das derzeit heißeste Android-Flagschiff. In unserem Praxistest sehen wir uns den Boliden mit 6 Zoll großem OLED-Display mal an. Dabei liegt unser Fokus auf Punkten, die vielen Leuten im täglichen Leben wichtig sind:
- Bedienung
- Kamera
- Akku-Laufzeit
- Eignung für den beruflichen Einsatz
Huawei Mate 10 Pro: Die Basics
Das Huawei Mate 10 Pro wurde Mitte Oktober 2017 vorgestellt. Der Listenpreis lag bei knapp 800 Euro. Inzwischen ist er bei verschiedenen Händlern auf ca. 700 gefallen. Das 178 Gramm schwere Gerät mit 18:9-Display bietet eine Bildschirmauflösung von 2160 x 1080 Pixeln. Das entspricht 402 ppi. Zum Vergleich: Das iPhone X mit 5,8 Zoll großem Display bietet 2436 x 1125 Pixel bei 458 ppi.
Im Huawei Mate 10 Pro arbeitet der Huawei-eigene Kirin 970-Prozessor mit „Neuronal Networking Unit“, also einer Art KI. Das Smartphone wird mit aktuellem Android 8.0 ausgeliefert. Darüber liegt Huaweis eigene EMUI-Benutzeroberfläche in der Version 8.0. Die ist, so finde ich, ein wenig Apple iOS nachempfunden. Umsteiger vom iPhone dürften sich also nicht allzu fremd fühlen.
Wenn man das Huawei Mate 10 Pro ohne Vertrag kauft, bekommt man in der Regel die Dual-SIM-Variante BLA-29. Beim Kauf über einen TK-Provider muss man sich oft mit der Single-SIM-Version BLA-09 begnügen. Das allerdings wird nicht immer deutlich mitgeteilt. Deshalb sollte man gezielt nachfragen, wenn einem die Dual-SIM-Funktion wichtig ist.
Mit oder ohne Dual-SIM: Das Huawei Mate 10 Pro bietet keinen SD-Kartenschacht. Bei 6GB RAM und 128 GB Speicher dürfte das für die meisten Menschen aber auch eher zweitrangig sein.
Mit der Schutzart IP67 ist das Huawei Mate 10 Pro gegen Staub und kurzzeitiges Untertauchen geschützt. Die meisten aktuellen Smartphones der Oberklasse bieten IP67.
Im Kaufpreis inbegriffen ist eine satinierte Schutzhülle, ein Headset mit USB-C-Anschluss und ein Adapter für Headsets mit Klinkenstecker. Denn auf den 3,5 mm-Stecker verzichtet auch Huawei.
Schnell geladen, läuft lange
Das mitgelieferte Safe Supercharge-Ladegerät soll mit 20 Minuten Laden Strom für den ganzen Tag liefern. Tatsächlich lädt das Huawei Mate 10 Pro sehr schnell, und dank des 4.000 mAh-Akkus hält es auch extrem lange durch. Bei normaler Nutzung und acht Stunden Flugmodus pro Nacht kam ich jedenfalls locker auf zwei Tage ohne Nachladen. Das allerdings hängt schwer davon ab, die das Nutzungsprofil ist. Dauer-Zocker-Twitterer oder Menschen in Gebieten mit sehr schwacher Netzabdeckung werden wohl mit deutlich weniger Laufzeit rechnen müssen.
Leider unterstützt das Huawei Mate 10 Pro kein Wireless Charging, wie etwa aktuelle Apple- oder Samsung-Geräte. Das finde ich ein bisschen schade, zumal USB-C-Kabel immer noch deutlich weniger verbreitet sind als etwa Micro- USB oder Lightning. Man kann sich also unterwegs viel schlechter „schnell mal“ eine Nachladung schnorren.
Das Smartphone bietet auf dem Rücken einen Fingerabdrucksensor als Sicherung gegen unbefugte Nutzung. Die Positionierung empfinde ich als recht praktisch. Den man kann das Gerät gleich entsperren, während man es aus der Tasche holt. Das hängt allerdings von den eignen Gewohnheiten ab. Der Sensor ist jedenfalls relativ nahe an den zwei Linsen der Hauptkamera. Das birgt die Gefahr, dass man sich ständig die Linse verschmiert.
Die Kamera des Huawei Mate 10 Pro
Schon beim Vorgänger warb Huawei damit, dass die Kamera in Zusammenarbeit mit dem deutschen Edel-Hersteller Leica entwickelt wurde. Tatsächlich bietet die rückwärtige Hauptkamera sogar zwei: 20 Megapixel Monochrom sowie 12 MP RGB Leica Dual Kamera. Bei der Selfie-Cam sind es immer noch 8 Megapixel.
Die Hauptkamera bietet einen Dual-LED-Blitz, optische Bildstabilisierung und zweifachen Hybrid-Zoom. Letzteres bedeutet, dass man Motive ohne nennenswerten Qualitätsverlust heranzoomen können soll. Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass das in der Foto-Welt jetzt nicht so die Sensation ist. Selbst günstige Kompaktkameras bieten in der Regel mehr Zoom.
Spannender sind die lichtstarken Sensoren (f/1.6) sowie der Hybrid-System aus Laser-, Tiefen-, Kontrast- und Phasenvergleichs-Autofokus. Der nämlich sorgt dafür, dass tatsächlich sehr schnell und zumeist auch sehr exakt fokussiert wird. Das ist vor allem bei der „Große Blende“-Funktion wichtig. Die nämlich erlaubt es, den derzeit so beliebten „Bokeh“-Effekt zu steuern. So kann man recht professionell wirkende Fotos mit scharfem Vorder-und malerisch verwaschenem Hintergrund aufnehmen. Der Fokuspunkt kann hinterher sogar noch einmal korrigiert werden.
Die künstliche Intelligenz im Smartphone versucht das Motiv zu erkennen, und etwa für Aufnahmen von Essen optimierte Modi zu nutzen. Alternativ kann man wählen, ob Standard, weiche oder kräftige Farben gewünscht sind.
Im Praxistest ließen die Bilder ohne großen Eingriff kaum Wünsche offen. In der Foto-App können zusätzlich noch Filter angewandt werden.
Wer sich mit dem Automatik-Modus nicht zufriedengeben will, kann im Pro-Modus manuell etwa die ISO-Zahl einstellen. Zusätzlich kann auch im RAW-Format abgespeichert werden. So lassen sich die Fotos am Computer später noch „entwickeln“. Dazu braucht man dann allerdings ein geeignetes Programm.
Natürlich nimmt die Rückenkamera auch Videos auf, und zwar in 4K.
Ein Wort zum Datenschutz
Wer seine Privacy ernst nimmt, sollte sich kein Smartphone zulegen. Schon gar keines unter Google Android. So weit, so bekannt.
Wer Apps aus Google Play herunterladen will, kommt um das Erstellen einer Google-Identität nicht herum. Das ist bei allen Android-Phones der Fall. Bei Huawei kommt aber noch eine Huawei-ID hinzu, die man nutzen kann, um etwa Bilder oder Backups zu speichern. Und nutzen muss, um etwa neue Themes aus dem Huawei-Shop herunterzuladen.
Huawei steht in den USA wegen Spionage-Vorwürfen in der Kritik. Ein Deal mit dem Mobilfunk-Riesen AT&T scheiterte kürzlich, wie es hieß auf politischen Druck hin. Ob an den Vorwürfen was dran ist, lässt sich schwer beurteilen.
Die drängendsten Sicherheits-Probleme unter Android liegt in der Zersplitterung durch die hersteller-eigenen Oberfläche. Diese führen dazu, dass Betriebssystem-Updates und auch Google-Sicherheitspatches zum Teil sehr spät eingespielt werden. Das Huawei Mate 10 Pro hat die derzeit aktuellste Android-Version. Der eingespielte Sicherheits-Patch von Anfang November ist allerdings nicht mehr der allerneueste.
Wie viele Updates das Huawei Mate 10 Pro bekommen wird, kann man derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Denn das hängt auch vom TK-Provider ab. Üblicherweise geht man von zwei Jahren sowie ähnlich langer Versorgung mit Sicherheits-Patches aus. Garantiert ist das nicht. Darin unterscheidet sich Huawei nicht von anderen Smartphone-Herstellern.
Das Huawei Mate 10 Pro im Job
Mit der langen Akkulaufzeit und der guten Kamera eignet sich das Huawei Mate 10 Pro gut für Manschen, die viel beruflich unterwegs sind. Das Gerät ist in den Farben Grau, Blau und Braun zu haben. Die schlanke, elegante Form und sorgfältige Bauart macht sich auch in der Akten-oder Handtasche gut.
Natürlich gibt es für Android 8.0 auch alle bekannten Business-Apps. Im Praxistest ließ hatte das Huawei Mate 10 Pro erwartungsgemäß keine Probleme mit den Microsoft Office-Apps und OneDrive.
Das Huawei Mate 10 Pro bietet einen Projektionsmodus. Wer das passende Kabel oder einen Adapter hat, kann das Smartphone über USB-C mit einem geeigneten HDMI-Monitor oder Fernseher verbinden. Man erhält eine abgespeckte Android-Oberfläche, über die man beispielsweise Präsentationen abspielen oder Bilder zeigen kann.
Theoretisch kann man noch eine kabellose Maus und eine Tastatur koppeln. Dann hat man so eine Art Mini-PC unter Android. Für die meisten Business-Traveller dürfte das aber wenig Bedeutung haben. Als Notnagel und für Gamer kann der Projektions-Modus aber vielleicht ganz praktisch sein.
Wichtiger für die geschäftliche Nutzung ist die Dual-SIM-Funktion. Denn so kann man mit einem Gerät private und geschäftliche Anrufe und Mail empfangen. Sowohl die Google- wie Huaweis eigenen Mail-App unterstützen Exchange-Konten.
Praktisch für unterwegs ist auch die Übersetzungs-App. Man kann damit einfache Sätze in diverse wichtige Sprachen übersetzen, einfach indem man in das Mikro spricht. Die Übersetzung wird vorgelesen und angezeigt. Dafür wird allerdings eine Internet-Verbindung benötigt.
Fazit: Soll ich das Huawei Mate 10 Pro kaufen?
Das Huawei Mate 10 Pro ist ein elegantes, leistungsstarkes Smartphone im fast rahmenlosen Look. Es wird mit aktuellem Android geliefert und bietet alle wichtigen Business-Funktionen.
Die Dual-SIM-Variante ist zudem für den Kombi-Einsatz geschäftlich/privat oder für Grenzgänger perfekt. Mit der wirklich tollen Kamera ist es nicht nur für Schnappschüsse geeignet. Der große Akku sorgt dafür, dass man nicht ohne „Saft“ dasteht. Auch wenn der Tag mal länger dauert. Oder man viele Fotos gemacht hat.
Nachteilig ist sicher der relativ hohe Preis. Eine Alternative kann das Honor View 10 sein. Huawei bringt es eben mit seiner Zweitlinie Honor auf den Markt. Die Leistungsdaten sind dem Mate 10 Pro ähnlich. Das Modell kostet allerdings nur knapp 500 Euro.
Ich persönlich habe beim Huawei Mate 10 Pro Wireless Charging vermisst. Auch der Klinke für den Kopfhörer trauere ich noch immer nach. Mit dem Verzicht darauf liegt Huawei freilich im Branchen-Trend.
Wer Anfang 2018 ein Android-Smartphone der Oberklasse sucht, kommt am Huawei Mate 10 Pro nicht vorbei.
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