Ein Einsteiger Smartphone unter Android verlangt zu viele Kompromisse, so die gängige Meinung. Das neue Nokia 3.2 kostet ohne Vertrag nur 159 Euro. Unser Test soll zeigen: Echte Alternative oder doch eher ein Fall von „wer billig kauft, kauft zweimal“? Testerin: Sonja Angerer
Nokia – der gefallene Riese
Noch bis ins erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends galt Nokia als unangefochtener Platzhirsch im Mobilfunkmarkt. Dann kamen Niedergang, Abspaltung der Mobilfunksparte vom Mutterkonzern, Verkauf an Microsoft. Das Abenteuer Windows Mobile. Und nun? Belebt HMD Global Oy als globaler Exklusiv-Lizenznehmer die Marke neu. Mit durchaus wechselndem Erfolg, so erhielt der Vorgänger des 3.2, das Modell 3, im Jahr 2017 relativ verhaltene Kritiken.
Die Ausstattung des Nokia 3.2 im Test
Unser Testexemplar ist ein schwarzes Dual-SIM-Modell mit 16 GB Speicher. Der ist nach der Installation von zwei oder drei neuen Apps und einer Handvoll Fotos bereits zu 75% gefüllt. Ups. Allerdings kann man das Phone problemlos mit einer Micro-SD-Karte auf bis zu 400 GB aufrüsten. Zumindest das Foto-Problem ist damit gelöst. Das Tray ist übrigens „echtes“ Dual SIM. Das bedeutet, auch wenn eine Micro-SD gesteckt ist, kann man mit zwei SIMs arbeiten.
Wie üblich bei Android, lassen sich für die SIMs verschiedene Anwendungsbereiche wie SMS und mobiles Internet festlegen. Das Nokia 3.2 kommt mit 6,26 Zoll-Display mit 720 x 1.520 Pixel Auflösung und adaptiver Helligkeit. Für die Frontkamera gibt es einen kleinen „Notch“.
Ansonsten ist der Bildschirmrand seitlich sehr schmal, und oben relativ elegant. Unten gibt es keine Tasten mehr, aber dafür trotzdem noch ein ziemliches „Doppelkinn“. Insgesamt ist der Bildschirm jetzt keine Augenweide, aber für den Alltag durchaus akzeptabel und auch bei hellem Sonnenlicht gut ablesbar.
Der Qualcomm Snapdragon 429-Prozessor mit 2 GB Arbeitsspeicher reagiert für Standard-App wie Texten, Mails, Browser, Fotos, ÖPNV-Apps ohne fühlbare Verzögerung.
Ein paar nette Einsteiger-Games hat das Nokia 3.2 auch relativ problemlos gepackt. Wer allerdings auf dem Handy viele und gerne 3D-Spiele zockt, wird vermutlich mit einem (weitaus teureren) Mittelklasse- oder gar Premium-Modell trotzdem besser bedient sein.
Was bedeutet „Android One“?
Das Nokia 3.2 läuft unter Android 9 Pie in der One-Version für Einsteiger-Modelle. Das ist im Vergleich zum „normalen“ Android ein bisschen ressourceneffizienter. Vor allem aber wird die Lieferung von Sicherheitsupdates drei Jahre lang direkt von Google übernommen. Außerdem werden zwei Jahre lang Betriebssystem-Updates versprochen. Das ist übrigens eine größere Sache als es zunächst klingt. Denn allzu viele Hersteller „vergessen“ günstige Smartphones gleich nach dem Erscheinen. Und das macht die Geräte dann zu einem ziemlichen Sicherheitsrisiko, vor allem dann, wenn man etwa Banking- oder TAN-Apps darauf installiert hat. Das Nokia 3.2 hat dieses Problem nicht, und das ist ziemlich toll.
Die Google-KI
KI ist das Ding der Stunde, und so ist es kein Wunder, dass es für den Google Assistant einen eigenen Knopf gibt. Damit kann man das Nokia 3.2 etwa nach dem Wetter fragen, sich den Weg zeigen lassen, oder Google-kompatible Smart Devices steuern. Wie wichtig einem das ist, hängt wohl stark vom Nutzungsverhalten ab. Und der Internet-Verbindung. Doch ob man den Assistant nun nutzt oder nicht: Umbelegen lässt sich der Knopf an der linken Geräteseite nicht. Schade, denn ich hätte einen Kameraknopf daraus gemacht.
Das Nokia 3.2 hat eine Gesichtserkennung
Statt des Fingerprint-Scanners, der bei den meisten Android-Smartphones doch so ziemlich Standard ist, setzte das Nokia eine Gesichtserkennung ein. Die funktionierte bei mir nur bei guten Lichtverhältnissen wirklich zuverlässig. Da sie aber bis zu zwei Sekunden benötigt, habe ich doch meist eher die PIN eingetippt.
Die Fotos mit dem Nokia 3.2
Gut gefallen hat mir die die Panorama-Funktion des Nokia 3.2. Die funktionierte wirklich schön, und hat tolle Panoramen erzeugt. Ansonsten muss man im direkten Vergleich mit beiden Geräten konstatieren, dass das Nokia 3.2 im Automatik-Modus relativ blasse, helle und gelblastige Fotos macht, aber eine hohe Detailschärfe bringt. In den Slider könnt ihr da ja selbst sehen. Schlecht sind die Bilder deswegen nicht. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass ein echter Foto-Fan wohl eher aus der Nokia-Range wohl eher das 9 Pure View begutachten sollte.
The Good
The Bad
Das Nokia 3.2 ist ein Budget Phone. Das merkt man am geringen Speicher, am etwas flachbrüstigen Prozessor und auch ein bisschen an der Kamera. Wirklich ärgerlich finde ich das Micro-USB-Ladekabel. Der Zug ist in meinen Augen zugunsten von USB-C doch wirklich abgefahren. Anders betrachtet, hat aber natürlich jeder so viele Micro-USB-Kabel und Ladegeräte zuhause, dass man bestimmt nichts dazukaufen muss. Mir hat außerdem NFC für Wireless Payment mit Google Pay gefehlt.
Soll ich mir ein Nokia 3.2 kaufen?
Unsere Tests sind immer recht subjektiv, und der Test des Nokia 3.2 macht da keine Ausnahme. Ich würde das Gerät Leuten empfehlen, die ein sicheres, günstiges Smartphone suchen, und dabei eine „No Frill“ Haltung haben. Denn das Nokia 3.2 ist weder im Design noch bei seinem Innenleben eine aufregendes Gerät. Aber eins, das in meinem Augen ein guter und langlebiger Begleiter sein kann für Leute, denen Smartphones relativ egal sind. Und das zu einem für die Bauqualität ziemlich unschlagbaren Preis.