LG ist für designlastige Smartphones bekannt. Immerhin bot das Unternehmen in den 2010er Jahren drei Generation von Prada-Phones an. Mit dem LG Velvet, Model-Nummer LM-G900EM, setzt man diese Tradition fort. Das schreit förmlich nach einem Test von Sonja Angerer.
Was will man heutzutage von einem Smartphone? Einen vernünftigen Preis. Ein großes Display. Eine gute Kamera. Gutes Design. Wasserfeste Chassis. Das getestete LG Velvet punktet hier überall:
- Listenpreis 599 Euro
- 6,8 Zoll Bilddiagonale (P-OLED 2.460 x 1.080 / 395 ppi)
- Rückenkamera dreifach (48 MPixel Hauptkamera / 8 MPixel Weitwinkel / 5 MPixel Tiefensensor
- Selfie-Cam 16 Megapixel
- 3D Arc Design mit gebogenem Glas
- IP68 Staub- und Wasserbeständigkeit, MIL-STD 810G 14 bestandene Tests
Eindrucksvoll. Aber es hört hier nicht auf. Zwar ist der Smartphone als Mittelklasse-Gerät positioniert. Es bietet aber ein paar Extras, die man selbst bei manchem Premium-Phone vergeblich sucht:
- 5G
- Fingerprint-Sensor unter Glas
- Zwei Mikros mit Audio-Optimierung
- 4K-Zeitraffer
- Kopfhörer-Buchse (Mini-Cinch 3,5 mm)
LG Velvet im Test – die Basics
Uff. Ich bin erst mal beeindruckt, als ich das Gerät auspacke, und für eine zweiwöchigen Praxis-Test in Betrieb nehme. Mit 128 GB internem Speicher zeigt sich das LG Velvet im Test gänzlich unbeeindruckt von den gut fünf Dutzend Apps und diversen Mail- und Social-Media-Accounts, die ich auf ihm aus der Google Cloud wiederherstelle: Nur gut 30% des Speichers sind belegt.
Wer noch mehr braucht, kann übrigens via Micro-SD-Kartenschacht nachlegen. Das dürfte dann auch für Leute reichen, die gerne in 4K Videos aufnehmen. Mich hat gewurmt, dass auf dem neuen Phone gleich ein paar Spiele wie „Asphalt 9“ vorinstalliert waren. Leute, spart Euch doch die Crapware – wenn ich eine App brauche, dann finde ich die schon alleine in Google Play!
Der Prozessor im neuen LG-Gerät ist ein Snapdragon 765, das ist solide obere Mittelklasse. Für meine täglichen Anforderungen mehr als genug, alles lief wunderbar flüssig. Aber natürlich ein absolutes High-End, was vor allem Leute merken dürften, die sehr anspruchsvoll gamen oder Videos cutten.
Das LG Velvet ist ein Single-SIM-Gerät, das freut die Provider. Tatsächlich dürfte der Grund aber eher sein, dass dieser Androide auch 5G kann. Meine SIM kann das nicht, deshalb konnte ich das „Netz der Zukunft“ nicht testen. Für viele Menschen wird 5G vermutlich in Deutschland auch eher erst in ein paar Jahren richtig relevant werden. Deshalb ist das für mich eher „nice to have“.
Das LG Velvet kommt einem 4.300 mAh-Akku, der es im Test ganz locker über den Tag schaffte. Dank des Schnellade-Netzteils mit 16 Watt kann man aber auch ganz flott nachlegen. Die USB-C-Schnittstelle soll bis zu 25 Watt packen. Das LG Velvet beherrscht auch drahtloses Laden (Qi-Standard) mit bis zu neun Watt.
Ich habe das LG Velvet im Test eigentlich immer auf meine Ladepads gelegt. Dabei ist mir übrigens das in meinen Augen größte Manko des Geräts aufgefallen. Die leicht gewölbte Glas-Rückseite ist so glitschig, dass das Gerät mehrfach plötzlich vom Ladepad gerutscht ist. Oder gleich vom Nachttisch. Und mir aus der Hand, mehrfach. Da in der Packung keine Schutzhülle ist, und man LG-Schutzhüllen auch nicht so einfach schnell in der Fußgängerzone bekommt, ist das eher ärgerlich. Zumal mein Gerät in Aurora Weiß so wunderschön war, dass ich es eigentlich wahnsinnig gerne „nackt“ benutzt hätte. Dann allerdings würde es bei mir wahrscheinlich keine vier Wochen unbeschadet überstehen.
Das sehr lange, schmale Seitenverhältnis (20,5.9) trog für mich dazu bei, dass ich das Gerät als relativ unbequem empfand. Mir brachte das Format keine großen Vorteile, weil selbst auf Youtube seitlich dicke schwarze Balken angezeigt werden. Na gut, Candy Crush konnte ich in Super-Breitwand spielen. Fürs Lesen oder Online-Shopping empfang ich das Seitenverhältnis auch eher als ungünstig.
Fotos mit dem LG Velvet
Das LG Velvet kann auf der Rückseite mit drei Linsen im schicken „Tropfen“-Design. Die Megapixel-Hauptlinse, das 8-Megapixel-Weitwinkelobjektiv (120 Grad) und der 5-Megapixel-Tiefensensor sind in einem hübschen „Tropfen“-Design angeordnet, darunter ist die „Blitz“-LED.
Bei der Selfie-Linse gibt es jede Menge lustiger 3D-Effekte, beispielsweise Katzen- oder Hasenöhrchen, und natürlich Verschönerungs-Filter. Nun ja.
Mir haben vor allem die Landschafts- und Blumenaufnahmen mit dem LG Velvet gut gefallen. Bei guten Lichtverhältnissen waren die Ergebnisse top. Vielleicht ein bisschen arg farbenfroh, aber schön. Das ist in der Preisklasse zu erwarten. Aber selbst eine Vollmond-Szene bekam das Gerät im Nachtmodus sehr anständig hin.
Ich habe mit dem LG Velvet außerdem ein paar kleine Erklär-Clips für eine andere Webseite aufgenommen, hat gut geklappt. Geschnitten habe ich allerdings, das muss ich zugeben, dann auf dem iPad. Das LG Velvet bringt aber natürlich auch eine eignen Basic-Schneidesoftware mit.
LG Velvet als Dual-Screen-Gerät
Wie schon beim Modell LG G8X ThinQ soll es für das LG Velvet ein spezielles Dual-Case geben. Das bringt ein weiteres Display mit. Das Display wird über USB-C mit dem Hauptgerät verbunden. Die dazu benötigte App ist bereits auf dem LG Velvet vorinstalliert. In dieser Kombo wird das LG Velvet dann zum Duals-Screen-Gerät. Kling spannend, doch wann das Display-Case für deas LG Velvet auf den Markt kommt, wurde vorerst nicht mitgeteilt.
Soll ich mir das LF Velvet aus dem Test kaufen?
LG Smartphones haben eher ein Nischen-Publikum. Das wird sich vermutlich auch beim LG Velvet nicht ändern. Denn der Listenpreis ist kein Schnäppchen. Obwohl das Gerät vieles bietet, was Käufer mit speziellen Bedürfnissen wichtig sein kann: beispielsweise die IP68-Zertifizierung, oder auch die Kopfhörerbuchse.
Mir hat auch das Glas-Design mit den abgerundeten seitlichen Display-Kanten (in etwa wie beim Samsung Galaxy S20+) gut gefallen. Und die wunderschöne Farbe. Es wird das LG Velvet übrigens auch noch in Grau geben.
Mit dem Format und der glitschigen Rückseite kam ich, ehrlich gesagt, nicht gut zurecht. Sie haben dafür gesorgt, dass ich das Gerät weniger oft in die benutzt habe als ich wollte, weil ich immer Angst hatte, dass mir aus der Hand gleitet und herunterfällt. Das geht aber sicher nicht jedem so. Ich würde daher raten, das LG Velvet aus unserem Test in einem Laden zuerst auszuprobieren. Denn eine solche Schönheit verdient es, dass man sich um sie bemüht 😊