Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) brachte Ende November 2022 die Egon App in Google Play und den iOS App Store. Den VGN eTarif Egon können sich nun 20.000 Betatester aufs Smartphone laden. Ich gehöre dazu, und berichte für Techsonar von meinen Erfahrungen mit der VGN App Egon. Derzeit, so heißt es beim VGN, stehen noch genügend freie Plätze zur Verfügung.
Mit der Egon App soll es im Tarifgebiet des VGN, also zwischen Solnhofen und Lichtenfels, und zwischen Rothenburg ob der Tauber und Amberg nun viel weniger kompliziert und zudem günstiger werden. (Natürlich gilt die App auch in Nürnberg, Fürth, Erlangen, Forchheim, Schwabach und Bamberg!)
In diesem Artikel erfährst Du
- Wie man die App installiert
- Wie teuer die Fahrten sind und wie man sie bezahlt
- Für wen sich die Egon App lohnt
Außerdem habe ich noch ein paar Tipps und Tricks zur App aus dem Alltag für Euch.
Die Egon-App vom VGN installieren
Die Egon App kann man kostenlos bei Google Play und im App Store herunterladen. Für die Anmeldung benötigt man seine Mobilfunknummer, eine E-Mail-Adresse natürlich ein Zahlungsmittel, also beispielsweise Paypal, oder auch eine Kreditkarte. Die App darf erst von Kunden ab 18 benutzt werden.
Bei der Anmeldung muss man noch ein paar Fragen zur aktuellen Nutzung des VGN beantworten, und – wichtig! — genaue Standort- sowie Fitness-Daten freigeben. Uff. Nichts für Leute, die Wert auf Datenschutz legen, aber nach Angaben der Projektverantwortlichen wichtig. Denn nur so kann die App erkennen, wann man das Verkehrsmittel verlassen hat.
Die Berechtigungen müssen deshalb dauerhaft gewährt werden. Das ist ziemlich heftig, allerdings ist der VGN an die deutschen Datenschutz-Bestimmungen gebunden. Beispielsweise Facebook oder Pokemon Go sind da ebenso neugierig, und niemand weiß, wo diese Daten letztendlich landen.
Wenn man die angegebene Mobilfunknummer per SMs und die E-Mailadresse verifiziert sowie sein Bezahlmittel eingegeben hat, kann es losgehen.
Nutzung der VGN-App Egon
Ich habe die Egon-App auf meinem iPhone unter zuletzt iOS 16.3 benutzt. Das hat erstaunlich problemlos funktioniert: Wann immer ich in der Nähe einer Haltestelle mein Smartphone aus der Tasche zog, wurde mir ein Schieberegler im Startscreen der App angezeigt, mit der ich mich einchecken konnte.
Das Auschecken nach dem Aussteigen funktioniert automatisch, wenn man dem Ganzen etwas Zeit gibt. Denn es kann schon mal ein Stunde oder länger dauern, bis ein Fahrtende erkannt wird. Nach ein paar Wochen (in denen ich ein , zwei Mal nach dem Schwimmbad das Fahrtende manuell erzwingen musste, weil ich auf dem Rückweg wieder in die Straßenbahn steigen wollte) klappte das bei mir binnen etwa 20 Minuten problem- und fehlerlos. Ich war beeindruckt.
Was kostet Fahren mit der VGN Egon App?
Bei der VGN Egon App wird täglich eine Grundgebühr von einem Euro fällig, wenn man im VGN-Zonen 100|200 (Tarifgebiet A) mehr als 2 Kilometer einfach unterwegs ist, erhöht sich diese auf 2 Euro. Das entspricht im Wesentlichen der Innenstadt Nürnberg. Hinzu kommt die Fahrtstrecke vom Ausgangs- zum Endpunkt in Luftlinie, derzeit sind es 24 Cent pro Kilometer.
Ab einem Umsatz von 12 Euro im Abrechnungszeitraum von 31 Tagen erklimmt man die Rabattstufe 50%, also nur 0,50 / 1 Euro Grundgebühr und 0,12 Euro pro Kilometer. Von Nürnberg nach Bamberg fährt eine erwachsen Person dann schon für knapp 7,50 Euro einfach statt für 12,50 Euro im Online-Tarif. Nice!
Ab einem Umsatz von 72 Euro gibt es 75% Rabatt, der Tarif ist bei 220 Euro pro Abrechnungszeitraum gedeckelt. Man kann sich im Reiter Reiseauskunft anzeigen lassen, was die Fahrt voraussichtlich kosten wird.
Neue Egon-Rabatte ab Mai 2023
UPDATE: Da am 1. Mai 2023 auch in Nürnberg das Deutschland-Ticket für den Nahverkehr startete, hat die Egon-App ihre Rabattstufen entsprechend angepasst:
- Egon Rabatt 50 = ab 12 EURO / bisher 12 EURO.
- Rabatt 75 = ab 50 EURO / bisher 72 EURO.
- Rabattstufe 100 = ab 70 EURO / bisher 220 EURO.
Um sofort zu Aktionsbeginn in den Genuss der deutlich günstigeren Rabattstufen für Vielfahrer zu kommen, muss man im Bereich „Historie“ seine Rabattstufe pünktlich am 30. April 2023 zurücksetzen.
Wann lohnt der Egon eTarif besonders?
Im Test-Zeitraum war meine Erfahrung mit dem Egon E-Tarif bei Kurzstrecken besonders positiv. Denn statt 1,80 Euro am Automaten (1,45 VGN Handy Ticket) kam ich meist auf deutlich unter einem Euro.
Insgesamt haben sich für mich die VGN-Kosten bei etwa 4-5 Fahrten pro Woche im Winter gegenüber der Streifenkarte aus dem Automaten glatt halbiert. Dabei war ich vor allem in Nürnberg und Fürth unterwegs.
Abrechung
Über den Historien-Tab der App kann (und sollte man!) man nachkontrollieren, ob eine Fahrt korrekt aufgezeichnet wurde. Meine Erfahrung beim testen der Egon-App des VGN war hier sehr positiv: Mir fiel nicht ein einziger Fehler auf. Als ich einmal morgens auf einem üblichen Weg zuerst in die falsche Richtung fahre, und es erst spät bemerke, addiert die App 30 Cent zum „normalen“ eTarif dieser Strecke hinzu.
Das ist ziemlich kulant (wenn auch nach der „Luftlinie-Berechnung“ nicht ganz nachvollziehbar), denn ein normales VGN-Ticket gilt nur in eine Richtung. Ich hätte also bei einer Streifen- oder Einzelkarte streng genommen noch einmal zahlen müssen.
Alle Fahrten werden nach den 31 Tagen eines Nutzungszeitraum gemeinsam auf einer Rechnung aufgeführt und über das hinterlegte Zahlungsmittel abgerechnet. Das ist vor allem für diejenigen praktisch, die (wie ich) eine Reise- oder Fahrtkostenabrechnung machen müssen: So sauber und ordentlich hatte mich meine ÖPNV-Käufe noch nie aufgelistet, top!
Probleme mit dem Egon-Tarif (meine Erfahrungen)
Im Testzeitraum von rund zwei Monaten hatte die App auf meinem iPhone tatsächlich nur sehr selten Schwierigkeiten. Einmal kickte mich die App mitten in der U-Bahn ohne erkennbaren Grund raus. Wäre dann eine Kontrolle gekommen, hätte ich blöd ausgesehen. Ich checkte mich noch während der Fahrt wieder ein, und das war´s. Uff.
Bei einer Kontrolle zeigt man den QR-Code vor, den die App während einer laufenden Fahrt bereithält. Ich hätte gerne gesehen, wie das funktioniert, bin aber während des gesamten Testzeitraums in keine geraten, sodass ich hier keine Erfahrungen weitergeben kann. UPDATE: Bei einer Kontrolle muss man tatsächlich nur den in der App zu dem Zwecke generierten QR-Code zeigen, das klappte in meinem Falle vorbildlich.
Tief verbuddelt in den AGBs findet man den Hinweis, dass ein wiederholtes Abschalten der Ortungs-Funktion während der Fahrt dazu führen kann, dass man aus dem Programm gekickt wird. Nun gut, man kann wohl davon ausgehen, dass das jemand nur machen würde, um seine Fahrtkosten ein bisschen zu „optimieren“. Da sind Sanktionen dann wohl fair.
Schwerer wiegt, dass auch ein leerer Akku oder eine aufgebrauchte Datenflatrate bedeutet, dass man zum Schwarzfahrer wird und ggf. ein erhöhtes Beförderungsentgelt zu zahlen hat. Angesichts des großen Tarifraums und der vielen SEVs mit zum Teil langen, unvorhergesehenen Verzögerungen erscheint mir das wenig kulant. Zumal ja im Zweifelsfalle im System nachvollziehbar sein muss, wann ein Nutzer eingecheckt hat. Ich frage mich in dem Zusammenhang auch, was passiert, wenn eine Kontrolle kommt, während man gerade in einem Regionalzug im Funkloch sitzt …
Besonderheiten und Tipps zur VGN-App Egon
Nach meinen Erfahrungen mit der VGN-App Egon sind habe ich noch ein paar Tipps herausgefunden, die ich Euch gerne weitergeben:
- Den Egon- Account kann man derzeit nur auf einem einzigen Smartphone nutzen. Der Umzug eines Accounts beim Telefonwechsel ist aber problemlos möglich, auch über Betriebssystem-Grenzen hinweg.
- Der Egon-Account wird nicht mit anderen Accounts verbunden, die Du vielleicht beim VGN oder der Deutschen Bahn hast. Das bedeutet, dass ein eventuelles VGN-Abo unabhängig von Egon weiterläuft, wenn Du es nicht kündigst. Du erhältst im eTarif auch keine Bonuspunkte, etwa bei der DB-App.
- Egon-Fahrkarten kann man nur für sich selbst verwenden, und seine Identität ggf. bei einer Kontrolle mit einem Ausweis nachweisen. Du kann in der App also keine Gruppenkarten kaufen, und auch keine Kinder, Hunde oder Fahrräder mitnehmen, wo diese eine eigene Fahrkarte benötigen.
- Wer seinen Egon-Account zwei Monate nicht nutzt, kann laut AGB ohne Vorwarnung aus dem Programm fliegen.
8 Wochen Erfahrungen: Für wen lohnt die VGN Egon-App?
In meinem Testzeitraum von war ich tatsächlich überrascht, wie gut die App funktioniert hat. Ich fand sie wahnsinnig bequem, weil ich mich nicht mehr um die Tarifzonen kümmern musste, und keine Streifenkarten mehr zu kaufen brauchte.
Hinzu kommt, dass ich im Vergleich zum Durchschnitt der Vormonate mit Streifenkarte im Monat jeweils rund 40% Prozent (!) gespart habe. Das wird für Leute, die oft lange Strecken fahren und ein Monatsabo haben, aber wahrscheinlich nicht so viel ausmachen.
Wer allerdings nur ein paarmal die Woche, und dann eher in auf kurzen Strecken unterwegs ist, senkt seine Kosten im Vergleich zur VGN-Streifenkarte enorm. Damit ist Egon vor allem für Dich interessant, wenn Du viel im Homeoffice tätig ist, oder einen Verkehrsmix aus Fahrrad, ÖPNV, Laufen und ggf. Auto nutzt.
