Wärmebildkamera für Android-Smartphone im Test: Seek Compact XR

Seek Thermal Compact XR Test Hero
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Die Wärmebildkamera gibt es für Android und iOS.

Eine Wärmebildkamera für das Smartphone? Klingt vielversprechend, nicht nur für Handwerker. Sondern auch für alle, die gerne Tiere beobachten. Wie zum Beispiel Bird Watcher. Deshalb probiere ich das Seek Thermal Compact XR Aufsteck-Modul mal mit unserem Pixel 3A XL unter Android 11 aus. Testerin: Sonja Angerer

Jeder, der gerne Vögel, Fledermäuse oder andere Tiere beobachtet, kennt dass Gefühl: Es raschelt oder singt irgendwo ganz in der Nähe, aber man bekommt den Verursacher einfach nicht zu Gesicht. Wie oft habe ich mir da, vor allem in der Dämmerung, schon eine Wärmbildkamera gewünscht. Mit dem Seek Thermal Compact XR Aufsteck-Modul geht dieser Wunsch in Erfüllung. Denn man steckt es einfach an das Smartphone an, und erhält so einen 206 x 156 Thermosensor mit 20 Grad Sichtfeld.

Wärmebildkamera im Test: Kompakt und leicht

Thermal Seek Compact XR Test Modul
Das Aufsteckmodul ist sehr kompakt.

Die Kamera speist sich aus dem Akku des Smartphones, an das man es ansteckt. Man muss sie also nicht extra aufladen. Für den Wärmebildkamera-Test genutzte ich die USB-C-Schnittstelle meines Pixel 3A XL. Es gibt aber auch Versionen für Android-Smartphones mit Micro-USB-Schnittstelle sowie mit Lightning-Part für iOS-Geräte. Das Modell Compact XR ist in etwa so groß wie in kleiner USB-Stick. Es wurde speziell für den Outdoor-Einsatz konzipiert und kann Wärme in einem Abstand von bis zu 500 Metern entdecken. Dabei wird eine Temperatur-Range von -40 bis +330 Grad abgedeckt.

Seek Thermal Compact XR Test Close-up
Die mitgelieferte Box ist wasserdicht, das Modul selbst aber nicht.

Zum Transport liefert der Hersteller eine kleine, wasserdichte Kunststoff-Schachtel mit. Die Kamera kann jedoch in der Schutzhülle nicht benutzt, sondern nur transportiert werden. Die Kombi aus Kamera und Smartphone ist nicht wasserdicht.

Mit knapp 350 Euro ist das Seek Thermal Compact XR Aufsteck-Modul kein Schnäppchen. Im Vergleich zu Standalone Wärmebildkameras für Jäger ist der Preis jedoch unschlagbar. Selbst Einsteigergeräte kosten locker doppelt so viel.

Einfache Installation der Seek Thermal Compact XR

Wärmebild mit Seek Thermal Compact XR
Wärmebild in der Darstellung „Amber“.

Die Installation des Aufsteck-Moduls ist denkbar einfach: Man lädt die kostenlose Seek Thermal App herunter und steckt die Wärmbildkamera an das Smartphone. Das passiert sinnvollerwiese so, dass das Objektiv in die Gegenrichtung des Bildschirms zeigt. Denn der ist ja der Monitor für das Wärmebild.

Da die der Anschluss bei den meisten Smartphones unten ist, sollte man in Android „Bildschirm automatisch drehen“ aktivieren. (Einstellungen –> Display –> Erweitert). Dann funktioniert die App auch überkopf sowie im Landscape -Modus. Immer wenn die Kamera eine Messung vornimmt, hört man ein ganz leises Klacken.

Wärmebild in Grau
Wärmebild einer Feuerstelle mit Glut in Grau.

In der App kann man verschieden Farbschattierungen für die Darstellung wählen, von Schreiend-Bunt bis Schwarz-Weiß. Daneben kann man sich die Temperatur-Range, sowie die Celsius-Zahl an bestimmten markanten Stellen im Bild anzeigen lassen. Sogar eine Split-Screen zwischen dem (relativ verschwommenen) Real-Bild und der Wärmebild-Darstellung ist möglich. Die Kamera ist die Nutzung bei Tag wie bei Nacht gedacht. Die Bilder lassen sich in der Apps speichern und so später weiterverwenden.

Birdwatching und Wildtiere stalken mit der Wärmebildkamera

Wärmebildkamera Android Testbild
Wärmebild eines Gebüschs: Die Äste sind erstaunlich warm.

Im Test wollte ich vor allem sehen, ob es mir gelingt, mit der Wärmebildkamera der heimischen Fauna etwas einfacher auf die Schliche zu kommen. Spoiler: So einfach wie gedacht ist das nicht. Unser Vorgarten-Reh ließ sich zwar vom Balkon aus bis zum Schlafplatz unter den Bäumen verfolgen. Dazu brauchte ich aber ein paar Tage, und auch etwas Übung.

Denn Tiere in Bewegung nimmt die Kamera meist nur als bunten Fleck wahr. Eigentlich ist das klar, aber irgendwie hatte ich die Hoffnung, man würde die Waldbewohner wie bei einem Nachtsichtgerät sehr detailliert sehen. Man erkennt die Umrisse aber nur gut wenn

  • das Tier entsprechend groß ist (> Katze)
  • es länger stehen bleibt
  • die Kamera in dem Moment ohne wackeln in die Richtung zeigt
  • man etwas Erfahrung bei der Interpretation des Wärmebildes hat.
Splitscreen Wärmebild Küche
Splitscreen-Darstellung: Geschirrspüler als Wärmebild.

Bei Singvögeln hat es leider gar nicht geklappt. Was übrigens auch daran liegt, dass Äste an sonnigen Tagen wohl sehr warm werden, und man dadurch die winzigen Lichtpunkte, die die Vögelchen darstellen, ganz einfach auf dem Wärmebild übersieht, selbst Abends und Nachts. Schade.

Wofür kann man die Seek Thermal Compact XR Wärmebildkamera nutzen?

 Seek Thermal Compact XR auf Google Pixel 3A XL
Das Seek Thermal Compact XR Modul auf einem Google Pixel 3A XL.

Aus meiner Test-Erfahrung würde ich sagen, es gibt schon eine Reihe von Situationen, in denen das Aufsteckmodul sehr nützlich sein kann. Etwa von einem Ansitz aus, wenn man Großwild beobachten (oder jagen) will. Oder auch, wenn man sich nachts vergewissern will, dass es den Weidetieren gut geht, und die Umzäunung dafür nicht betreten will. Oder auch, wenn der Hund öfter in den Wald abhaut. Denn das Modul hat laut Hersteller eine Reichweite von 550 Metern.

 Seek Thermal Compact XR Test Handling
Die Wärmebildkamera wird unten am Smartphone angesteckt.

Daneben gibt es natürlich auch noch all die klassischen Anwendungsbereiche für Wärmebildkameras. Also etwa Dichtigkeitsprüfungen, Aufspüren von Wärmebrücken, Warmwasserleitungen oder Geräten, die eine starke Abwärme entwickeln. Wer zum Beispiel ein altes Haus renoviert, erleichtert sich das Leben mit der Seek Thermal Compact XR Wärmebildkamera sehr.

Insofern: Wer weiß, wofür er die Seek Thermal-Kamera nutzen kann, hat damit ein unglaublich praktisches Tool bei der Hand. Für Bird Watcher würde ich sie allerdings nicht empfehlen.