
Mal ein iPhone nutzen, mal ein Android-Smartphone – das geht nur, wenn man die Handy Daten ohne Stress übertragen kann. Die Hersteller sehen das nicht so gerne. Der Fachbegriff lautet „System Lock-in“, und bedeutet, dass die Kosten zum Verlassen einen Smartphone -Ecosystems irgendwann so hoch werden, dass man es lieber lässt. Aber man kann dem gegensteuern, wenn man sein Smartphone ein bisschen clever einrichtet.
Mail, Kalender, Kontakte übertragen
Kalender, Mail, Kontakte Notizen und To-Do-Liste sind für viele Menschen so ziemlich das wichtigste auf ihrem Smartphone. Sowohl Apple wie auch Google sind hier clever vorgegangen. Denn sie bieten an, diese jeweils in ihrer eigenen Cloud zu sichern: iCloud bzw. Google Drive. Deshalb kann man beim Umzug auf neues Smartphone innerhalb desselben Eco-Systems diese Daten auch in der Regel problemlos wiederherstellen. Wer eine Apple- bzw. Google-ID anlegt, erhält die Möglichkeit, Organizer-Daten, aber auch Chat-Verläufe in WhatsApp sowie Fotos auf dem Web-Speicher der Firmen zu lagern. Bei Google ist dieser Service werbefinanziert, Apple verlangt von allen, die dafür mehr als 5 GB Speicher benötigen, eine monatliche Gebühr.
Ohne Apple-ID bzw. ohne Google-ID kann man bekanntlich keine Apps aus den jeweiligen Stores laden. Man kommt um das Anlegen also kaum herum. Allerdings lassen sich auf jedem Smartphone auch weitere Mail-Accounts hinzufügen, und da wird die Sache interessant. Denn Anbieter wie GMX, Telekom oder Microsoft bieten ebenfalls eigene Cloud-Dienste an. Diese kann man entweder direkt in den Einstellungen der Smartphones einbinden:
- ioS: Einstellungen -> Passwörter und Accounts
- Android: Einstellungen -> Konten
Alternativ kann man auch die kostenlosen Apps der Mail-Anbieter nutzen, die es jeweils für Android wie iOS gibt. Der Vorteil ist, dass man dann immer dieselbe Mailadresse sowie Kontakte und Kalender im gewohnten „Look“ hat, und zwar unabhängig davon, welches Smartphone man genau benutzt.
Handy Daten übertragen: Huawei ist nicht Samsung
Fast alle Hersteller von Smartphones bieten auch kostenlose Umzugs-Apps an. Damit soll man seine Daten ganz ohne Probleme vom iPhone zum Android-Smartphone, oder auch von Samsung zu Huawei umziehen könne. Tatsächlich wird dabei nicht selten versucht, die Anwender-Daten in die Firmen-Cloud zu ziehen. Wer beim Häkchen-Setzen nicht aufpasst, dem kann es sogar passieren, dass seine Kontakte nicht nur in Google Drive, sondern alternativ oder zusätzlich auch noch in einer Cloud des Smartphone-Herstellers landen. Da durchaus nicht alle Systeme in den Details kompatibel sind, kann es bei Android-Smartphones vorkommen, dass man sich auf diese Art nicht nur an das Betriebssystem, sondern an einen einzelnen Hersteller kettet.
Ganz „oldschoolig“ besteht übrigens auch immer noch die Möglichkeit, Kontakte sehr einfach, aber unkomfortabel auf der SIM abzulegen bzw. in den Smartphone-Speicher zu importieren. Auf die Cloud-Anbindung kann man dann weitgehend verzichten. Natürlich sind die Daten dann weg, wenn SIM oder Handy abhandenkommen.
Umzugsservice
Umzugs-Apps übertragen in der Regel Organizer-Daten, Fotos, manchmal auch Anruflisten und SMS. WhatApp-Verläufe speichert sowohl iOS wie Android auf ihren jeweiligen Firmen-Clouds. Bis heute gibt es keine Möglichkeit, einen anderen Backup-Ort als die iCloud bzw. Google Drive zu wählen. Es gibt für Android spezielle, oft kostenpflichtige Apps wie WazzapMigrator, die dabei helfen sollen, Chatverläufe vom iPhone umzuziehen.
Zum Teil benötigt man dazu einen Computer. Man kann allerdings gleich auch den Facebook-Messenger oder Threema setzen, und sich den ganzen Ärger sparen: Bei beiden ist die Mitnahme der Chat-Verläufe unproblematisch.
Viele Umzugs-Apps versuchen, die Apps, die sie auf dem Smartphone eines Betriebssystems gefunden haben, auf dem neuen Handy mit der kompatiblen Version des neuen Betriebssystems zu ersetzen. Bei vielen Standard-Apps wie beispielsweise Facebook klappt das ohne Probleme. Man muss allerdings sein Passwort neu eingeben.
Kostenpflichtige Apps muss man in der Regel für das neue Betriebssystem noch mal kaufen. Ausnahmen sind Apps, die mit einem Cloud-Account zusammenhängen. Wer also etwa eine Adobe- oder Microsoft-ID hat, kann die Apps darüber neu installieren, auch wenn er das Handy-Betriebssystem wechselt.
Ach herjeh – Multimedia
Früher waren es vor allem die Multimedia-Daten, die Nutzer bei einem Betriebssystem hielten. Denn wer etwa für hunderte von Euro Musik-Daten bei iTunes gekauft hatte, konnte diese nur sehr unbequem und über den PC auf ein Android-Phone übertragen. Das hat sich bei heute kaum geändert. Man kann iTunes-Daten vom PC auf eine Micro-SD-Karte oder auf den Handy-Speicher eines Android-Smartphones ziehen. Alternativ ist auch die Synchronisation über Double Twist möglich. Man benötigt dazu aber einen Mac oder PC. Über Double-Twist kann man auch Videos synchronisieren. Allerdings werden die manchmal trotzdem dann nicht abgespielt. „Schuld“ ist dann meist das digitale Rechenmanagement DRM.
Wer seine Musik und Filme stattdessen beispielsweise bei Amazon Musik einkauft, hat das Problem nicht. Denn die App dazu gibt es für beide Systeme.
Einfacher geht der Umzug von Musikdaten es bei den allgegenwärtigen Streaming-Diensten: Es gibt Google Play Music für iOS genauso wie Apple Music für Android. Und auch Deezer und Spotify haben Apps für iOS wie Android.
Wer seine gekaufte Musik auf einem Cloud-Speicher wie Dropbox abgelegt hat, kann sie von dort aus ebenfalls auf jedes moderne Smartphone streamen. Dazu wird dann ein Cloud Player benötigt. Solche Apps gibt es für beide Smartphone-OS.
Dokumente und andere Daten vom Handy übertragen
Wer beispielsweise Konzepte oder Hausaufgaben in der iCloud oder in Google Drive lagert, der kann diese nach dem Installieren der jeweiligen App problemlos auch auf dem anderen Betriebssystem nutzen. Eine Alternative sind das Strato HighDrive, Dropbox oder OneDrive: Die entsprechenden Apps gibt es für jedes moderne Betriebssystem, egal ob Smartphone, Tablet oder Computer.
Gadgets und der Umzug von iOS zu Android (oder andersherum)
Zubehör wie Kopfhörer oder Bluetooth-Boxen funktionieren mit iOS so gut wie mit Android wie mit iOS. Bei anderen Gadgets wie Trackern, Smart Devices oder ähnlichem kann es schwieriger werden. Android ist kein einheitliches Betriebssystem. Die Änderungen, die viele Hersteller daran vornehmen, führen dazu, dass die Kompatibilität manchmal zu wünschen übrig lässt.
Meist haben die Anbieter solcher Gadgets irgendwo eine „Kompatibilitätsliste“ versteckt. Das bedeutet, wenn man nach dem Kauf feststellt, dass das Gadget mit dem eigenen Smartphone nicht funktioniert, obwohl man die richtige Android-Version installiert hat, dann wird man auf diese Liste verwiesen. Dort finden sich allerdings leider oft nur sehr marktgängige Geräte, und es bleibt einem nichts anderes mehr übrig, als das Gadget zurückzugeben.
Smart Watches und ein Handy-Umzug
Eine Apple Watch funktioniert – logisch – nur mit iOS wirklich. Smart Watches mit Wear OS by Google können zumeist auch mit einem iPhone verbunden werden. Wie gut das dann in der Praxis funktioniert, ist immer vom Anbieter der Smart Watch abhängig. Eine Alternative können Geräte etwa von Fitbit, Withings oder Garmin sein. Die arbeiten mit einem eigenen System, und lassen sich über ihre App mit Smartphones mit iOS wie mit Android in der Regel recht problemlos verbinden. Man kann Handy Daten wie Schrittzahlen, Badges oder Trainingspläne deshalb sehr gut übertragen.
Checkliste: So richtet man sein Smartphone Umzugssicher ein
- Haupt-E-Mail und Organizer-Daten möglichst nicht von Google oder Apple
- Kostenpflichtige Apps mit Cloud-Service für beide Betriebssysteme (z.B. Adobe, Microsoft, OnePassword)
- Musik-Käufe, Videos/Clips und Streaming Services möglichst zum Drittanbieter (Amazon Music, Spotify, Deezer)
- FB Messenger und Threema lassen sich besser umziehen als WhatsApp
- Daten in Cloud-Services von Anbietern wie Dropbox, Microsoft, Strato
- Fitbit- oder Withings- Smart Watches funktionieren mit Android wie iOS gleich gut – die Apple Watch und Smart Watches mit Wear OS by Google nicht.