Mal ein iPhone nutzen, mal ein Android-Smartphone – das geht nur, wenn man die Handy Daten ohne Stress übertragen kann. Die Hersteller sehen das nicht so gerne. Der Fachbegriff lautet „System Lock-in“, und bedeutet, dass die Kosten zum Verlassen einen Smartphone -Ecosystems irgendwann so hoch werden, dass man es lieber lässt. Aber man kann dem gegensteuern, wenn man sein Smartphone ein bisschen clever einrichtet.
Mail, Kalender, Kontakte übertragen
Kalender, Mail, Kontakte Notizen und To-Do-Liste sind für viele Menschen so ziemlich das wichtigste auf ihrem Smartphone. Sowohl Apple wie auch Google sind hier clever vorgegangen. Denn sie bieten an, diese jeweils in ihrer eigenen Cloud zu sichern: iCloud bzw. Google Drive. Deshalb kann man beim Umzug auf neues Smartphone innerhalb desselben Eco-Systems diese Daten auch in der Regel problemlos wiederherstellen. Wer eine Apple- bzw. Google-ID anlegt, erhält die Möglichkeit, Organizer-Daten, aber auch Chat-Verläufe in WhatsApp sowie Fotos auf dem Web-Speicher der Firmen zu lagern. Bei Google gibt es bis zu 15 GB für alle Daten gratis. Mit dem kostenlosen „Google One“-Abo bekommt man ab 100 GB Speicherplatz sowie zusätzliche Services wie VPN oder erweiterte Bildbearbeitung. Abopreise starten ab ca. 1,99 Euro. Die Apple iCloud+ gibt es schon ab 99 Cent, dafür bekommt man allerdings nur 5 GB Speicher.
Ohne Apple-ID bzw. ohne Google-ID kann man bekanntlich keine Apps aus den jeweiligen Stores laden. Man kommt um das Anlegen also kaum herum. Allerdings lassen sich auf jedem Smartphone auch weitere Mail-Accounts hinzufügen. Da wird die Sache interessant. Denn Anbieter wie GMX, Telekom oder Microsoft bieten ebenfalls eigene Cloud-Dienste an. Diese kann man entweder direkt in den Einstellungen der Smartphones einbinden:
- iOS: Einstellungen -> Passwörter und Accounts
- Android: Einstellungen -> Konten
Alternativ kann man auch die kostenlosen Apps der Mail-Anbieter nutzen, die es jeweils für Android wie iOS gibt. Der Vorteil ist, dass man dann immer dieselbe Mailadresse sowie Kontakte und Kalender im gewohnten „Look“ hat, und zwar unabhängig davon, welches Smartphone man genau benutzt.
Handy Daten übertragen: Huawei ist nicht Samsung
Fast alle Hersteller von Smartphones bieten auch kostenlose Umzugs-Apps an. Damit soll man seine Daten ganz ohne Probleme vom iPhone zum Android-Smartphone, oder auch von Samsung zu Huawei umziehen könne. Tatsächlich wird dabei nicht selten versucht, die Anwender-Daten in die Firmen-Cloud zu ziehen. Wer beim Häkchen-Setzen nicht aufpasst, dem kann es sogar passieren, dass seine Kontakte nicht nur in Google Drive, sondern alternativ oder zusätzlich auch noch in einer Cloud des Smartphone-Herstellers landen. Da durchaus nicht alle Systeme in den Details kompatibel sind, kann es bei Android-Smartphones vorkommen, dass man sich auf diese Art nicht nur an das Betriebssystem, sondern an einen einzelnen Hersteller kettet.
Ganz „oldschoolig“ besteht übrigens auch immer noch die Möglichkeit, Kontakte sehr einfach, aber unkomfortabel auf der SIM abzulegen bzw. in den Smartphone-Speicher zu importieren. Auf die Cloud-Anbindung kann man dann weitgehend verzichten. Natürlich sind die Daten dann weg, wenn SIM oder Handy abhandenkommen.
Umzugsservice für WhatsApp & Co
Umzugs-Apps übertragen in der Regel Organizer-Daten, Fotos, manchmal auch Anruflisten und SMS. WhatsApp-Verläufe speichert sowohl iOS wie Android auf ihren jeweiligen Firmen-Clouds. Bis heute gibt es keine Möglichkeit, einen anderen Backup-Ort als die iCloud bzw. Google Drive zu wählen. Es gibt für Android spezielle, oft kostenpflichtige Apps wie WazzapMigrator, die dabei helfen sollen, Chatverläufe vom iPhone umzuziehen.
Zum Teil benötigt man dazu einen Computer. Man kann allerdings gleich auch den Facebook-Messenger oder Threema setzen, und sich den ganzen Ärger sparen: Bei beiden ist die Mitnahme der Chat-Verläufe unproblematisch.
Viele Umzugs-Apps versuchen, die Apps, die sie auf dem Smartphone eines Betriebssystems gefunden haben, auf dem neuen Handy mit der kompatiblen Version des neuen Betriebssystems zu ersetzen. Bei vielen Standard-Apps wie beispielsweise Facebook klappt das ohne Probleme. Man muss allerdings sein Passwort neu eingeben.
Kostenpflichtige Apps muss man in der Regel für das neue Betriebssystem noch mal kaufen. Ausnahmen sind Apps, die mit einem Cloud-Account zusammenhängen. Wer also etwa eine Adobe- oder Microsoft-ID hat, kann die Apps darüber neu installieren, auch wenn er das Handy-Betriebssystem wechselt.
Multimedia auf Android und iOS
Musikdaten und Videos
Früher waren es vor allem die Multimedia-Daten, die Nutzer bei einem Betriebssystem hielten. Denn wer etwa für hunderte von Euro Musik-Daten bei iTunes gekauft hatte, konnte diese nur sehr unbequem und über den PC auf ein Android-Phone übertragen. Man kann iTunes-Daten vom PC auf eine Micro-SD-Karte oder auf den Handy-Speicher eines Android-Smartphones ziehen. Alternativ ist auch die Synchronisation über Double Twist möglich. Man benötigt dazu aber einen Mac oder PC. Über Double-Twist kann man auch Videos synchronisieren. Allerdings werden die manchmal trotzdem dann nicht abgespielt. „Schuld“ ist dann meist das digitale Rechenmanagement DRM.
Ebenfalls von Double Twist gibt es einen Cloud Player. Der ist kostet im Monat stolze 3,30 Euro, streamt aber von Dropbox, Google Drive oder OneDrive Musikdaten ohne digitales Rechtemanagement.
Wer seine Musik und Filme stattdessen bei Amazon Musik einkauft, hat das Problem nicht. Denn die App dazu gibt es für beide Systeme. Doch auch Amazon setzt inzwischen vor allem auf Streaming. Deshalb können Prime-Kunden können Amazons Musik-Streamingdienst „Unlimited“ (Affiliate Link) derzeit bis zu 4 Monate lang kostenlos nutzen. Generell sind die Apps der Musik-Streaming-Dienste wie Apple Music, Deezer, Tidal Qoboz und natürlich Spotify für iOS wie Android zu haben. Man loggt sich also nur mit seinen Account-Daten auf der App des neuen Geräts ein, und hat alle Playlists und Verläufe wie gewohnt.
Auch die Apps von Video-Streaming-Diensten wie Netflix, Disney+ oder RTL+ gibt es auf Android und iOS, sodass man nahtlos weitergucken kann.
Fotos
Wer schlau ist, sichert seine Fotos in Google Drive oder in der iCloud. Denn dann sind sie immer noch da, wenn das Handy geklaut wird, oder kaputt geht. Während man Google Drive auch auf einem iPhone nutzen kann, gibt es die iCloud aber nicht für Android. Amazon Prime-Kunden können unbegrenzt und kostenlos Fotos in der Amazon-Cloud ablagern. Bei Sonderaktionen wie dem Prime Day gibt es sogar manchmal Preisvorteile und Coupons für Erstnutzer.
Dokumente und andere Daten vom Handy übertragen
Wer beispielsweise Konzepte oder Hausaufgaben in der Dropbox oder in Google Drive lagert, der kann diese nach dem Installieren der jeweiligen App problemlos auch auf dem anderen Betriebssystem nutzen. Eine Alternative sind das Strato HighDrive oder OneDrive: Die entsprechenden Apps gibt es für jedes moderne Betriebssystem, egal ob Smartphone, Tablet oder Computer.
Gadgets und der Umzug von iOS zu Android (oder andersherum)
Lautsprecher, Kopfhörer & Co
Zubehör wie Kopfhörer oder Bluetooth-Boxen funktionieren mit iOS so gut wie mit Android wie mit iOS. Bei anderen Gadgets wie Trackern, Smart Devices oder ähnlichem kann es schwieriger werden. Android ist kein einheitliches Betriebssystem. Die Änderungen, die viele Hersteller daran vornehmen, führen dazu, dass die Kompatibilität manchmal zu wünschen übrig lässt.
Smartwatch
Das gilt vor allem bei Huawei-Produkten. HarmonyOS basiert zwar auf Android, hat aber keinen Zugang zu Google-Diensten. Das führt dazu, dass es kompliziert werden kann, etwa eine Huawei-Smartwatch mit einem anderen Android-Smartphone zu nutzen. Lustigerweise kann das Zusammenspiel von Huawei mit einem iPhone einfacher sein, denn die meisten Huawei-Apps gibt es im App Store.
Übrigens: eine Apple Watch lässt sich gar nicht mit Android-Smartphone verbinden.
Meist haben die Anbieter solcher Gadgets irgendwo eine „Kompatibilitätsliste“ versteckt. Das bedeutet, wenn man nach dem Kauf feststellt, dass das Gadget mit dem eigenen Smartphone nicht funktioniert, obwohl man die richtige Android-Version installiert hat, dann wird man auf diese Liste verwiesen. Dort finden sich allerdings leider oft nur sehr marktgängige Geräte, und es bleibt einem nichts anderes mehr übrig, als das Gadget zurückzugeben.
Checkliste: So richtet man sein Smartphone umzugssicher ein
- Haupt-E-Mail und Organizer-Daten möglichst nicht von Google oder Apple
- Kostenpflichtige Apps mit Cloud-Service für beide Betriebssysteme (z.B. Adobe, Microsoft, OnePassword)
- Musik-Käufe, Videos/Clips und Streaming Services möglichst zum Drittanbieter (Amazon Music, Spotify, Deezer)
- FB Messenger und Threema lassen sich besser umziehen als WhatsApp
- Daten in Cloud-Services von Anbietern wie Dropbox, Microsoft, Strato